Der Kornwestheimer Labyrinth-Standort Kantstraße macht Ende Juli dicht. Foto: Mathes

Die Finanzprobleme der Stadt Kornwestheim machen vor der Kunst nicht Halt: Nach fast 30 Jahren wird die Zusammenarbeit mit der Kunstschule Labyrinth gekündigt. Deren Leiter versteht den Schritt nicht: Es gehe um mehr als um reine Zahlenspiele.

Kornwestheim - Über andere Einsparungen wird vorher noch öffentlich diskutiert, im Fall der Kunstschule Labyrinth sind jetzt nicht öffentlich Fakten geschaffen worden: Der Kornwestheimer Gemeinderat hat beschlossen, dass die Stadt aus dem Verband der interkommunalen Kunstschule Labyrinth der Städte Bietigheim-Bissingen, Kornwestheim und Ludwigsburg austritt.

Weil es um Personalangelegenheiten gegangen sei, habe das Thema nicht öffentlich verhandelt werden müssen, erklärt die Fachbereichsleiterin Claudia Münkel, die Zustimmung sei nahezu einhellig erfolgt. Die Verbundpartner Ludwigsburg und Bietigheim-Bissingen seien im Dezember schriftlich informiert worden.

Das Gebäude wird verkauft

Damit beendet Kornwestheim eine fast 30-jährige Ära im Zeichen schöpferischer Angebote und kreativer Freiräume für Kinder und Jugendliche. Labyrinth gibt es seit 1988. Was als kleine Einrichtung mit überschaubarem Angebot begann, entwickelte sich kontinuierlich zu einer der größten Kunstschulen des Landes. Kornwestheim hatte indes von Anfang an das kleinste Angebot der beteiligten Kommunen und fokussierte sich auf die Bildende Kunst. Die Sparten Tanz und Theater sind in den Nachbarkommunen verortet. Im Umkehrschluss zahlt Kornwestheim auch den kleinsten Betrag am Abmangel der Kunstschule: Ludwigsburg übernimmt rund 80 Prozent, Bietigheim-Bissingen rund 15 und Kornwestheim den Rest. Laut Claudia Münkel sind das 14 000 bis 15 000 Euro pro Jahr. Zudem müssen die Verbandsstädte der Kunstschule Räumlichkeiten bereitstellen. In Kornwestheim ist das nach Standorten im Jugendzentrum und im Haus der sozialen Dienste inzwischen die frühere Bücherei in der Kantstraße. Das Gebäude will die Stadt verkaufen.

Der Entschluss sei zwar schmerzlich, aber angesichts der Tatsache, dass allein der Fachbereich Kultur und Sport eine Million Euro einsparen müsse, müssten eben schmerzliche Entscheidungen fallen, sagt Claudia Münkel. Immerhin könnten Kornwestheimer Kinder an den Angeboten von Labyrinth in den Nachbarstädten teilnehmen, auch wenn das nach dem Austritt aus dem Verbund dann etwas teurer sei. Auch gebe es in der Stadt noch private Kunstschulen als Alternative.

Ludwigsburg versteht „finanzielle Zwänge“

Konrad Seigfried, Erster Bürgermeister in Ludwigsburg – dort ist auch die Labyrinth-Geschäftsstelle angesiedelt – hält Kornwestheims Schritt für „sehr bedauerlich“, besonders „vor dem Hintergrund einer bald 30-jährigen ausgezeichneten interkommunalen Zusammenarbeit im Bereich der künstlerischen Bildung von Kindern und Jugendlichen“. Seigfried berichtet, die Entscheidung habe Ludwigsburg überrascht, sei aber aufgrund der erheblichen finanziellen Zwänge nachvollziehbar. „Wir laden Kornwestheim aber gerne ein, wieder mitzuwirken, wenn es für die Stadt finanziell wieder tragfähig ist.“

Der Labyrinth-Geschäftsführer Jochen Raithel ist reichlich gefrustet über den Abgesang. „Ich hätte mich gefreut, wenn es vorab zumindest einen interkommunalen Dialog gegeben oder man gemeinsam überlegt hätte, ob es vielleicht Szenarien zur finanziellen Überbrückung geben kann, bis es der Stadt wieder besser geht“, sagt er. Es gehe doch bei einer Kunstschule um mehr als um reine Zahlenspiele – um Werte, um eine erweiterte Auffassung von Bildung, um das Rüstzeug, das man Kindern fürs Leben mitgeben wolle.

Die Kunstschule, die in Kornwestheim auch mit mehreren Kindergärten kooperiert, wird nun nach Raithels Aussage ihre Angebote auslaufen lassen und bietet auch keine Ferienkurse mehr an. Der Mietvertrag in der Kantstraße endet am 31. Juli.