Die Wagenhallen werden saniert – unklar ist, wann. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Wenn künftig Konzerte in den Wagenhallen laufen, müssen die Künstler ihre Ateliers räumen. Diese und andere Auflagen sind nötig, damit der Betrieb bis zur Sanierung weitergehen kann. Ein Zelt oder Container sollen vorübergehend Abhilfe schaffen.

Stuttgart - 5,5 Millionen Euro sind eine Menge Geld. Und doch auch wieder nicht. Diese Summe hat der Gemeinderat zur Verfügung gestellt, um die Wagenhallen am Nordbahnhof zu sanieren. Rund 200 Konzerte und andere Veranstaltungen gibt es dort pro Jahr, dazu Ateliers und Lagerflächen von rund 70 Künstlern und anderen Nutzern. Ein neues Dach soll her und ein besserer Brandschutz. Wie man diese Arbeiten mit dem Geld am besten stemmt, darüber zerbrechen sich die Experten im Rathaus den Kopf. Und sind dabei auf Probleme gestoßen, die jetzt einige Einschränkungen im Betrieb nach sich ziehen.

„Auf dem Weg zu einem Konzept für die Sanierung hat es eine Ortsbegehung gegeben“, sagt Stadtsprecher Andreas Scharf. Dabei habe man Maßnahmen besprechen müssen, „um den Weiterbetrieb zu ermöglichen“. Konkret heißt das: Die Stadt baut bereits vor der Sanierung neue Brandmelder ein. Die Nutzer mussten das Gelände kräftig aufräumen. Und: „Mit den Mietern ist besprochen, dass es keinen Parallelbetrieb in den Ateliers während Veranstaltungen in der Halle geben kann.“ Die etwa 70 Nutzer müssen ihre Flächen an diesen zahlreichen Terminen also räumen, damit im Brandfall die Retter den Überblick in dem weit verzweigten Komplex nicht verlieren. Gelten soll das vom 27. Oktober an. Ein gemeinsamer Kalender soll Orientierung bieten.

Neben Missmut bei einigen Betroffenen löst die Regelung aber vorwiegend Erleichterung aus. „Dass bei der Aufnahme des Ist-Zustands einer Zwischennutzung Unzulänglichkeiten festgestellt worden sind, ist nicht verwunderlich“, sagt der Wagenhallen-Pächter Stephan Karle. Schön sei die Situation nicht, weil sie Einschränkungen bedeute. Die Umsetzung der Maßnahmen sei zum Teil bereits erfolgt. Wichtig sei: „Der Weiterbetrieb ist möglich.“ Auch Stefan Mellmann, der für den Veranstaltungsbetrieb verantwortlich zeichnet, bekräftigt: „Die Zusammenarbeit mit der Stadt läuft seit Jahren gut. Sie versucht, uns zu helfen.“

Unter den Künstlern und anderen Nutzern haben die Auflagen dennoch Unmut ausgelöst. Bei einem Treffen in dieser Woche hat man deshalb gemeinsam nach Möglichkeiten gesucht, die Folgen abzumildern. „Wir sind dabei auf einem guten Weg“, sagt Stephan Karle. Denkbar seien vorübergehend aufgestellte Container im Freien oder sogar ein Zirkuszelt, wo die Künstler während der Veranstaltungen in der Halle unterkommen können. Eine solche Lösung könnte dann auch während der eigentlichen Sanierung infrage kommen, wenn die Mieter ohnehin zumindest zeitweise ihre Flächen nicht nutzen können.

Wann die tatsächlich beginnt, ist derzeit offen. „Der genaue Zeitpunkt ist noch nicht klar. Er wird mit den Mietern noch besprochen“, sagt Stadtsprecher Scharf. Pächter Karle hat noch im Sommer in einem Brief an die Kultursprecher der Gemeinderatsfraktionen beklagt, dass die Planung stocke. Ursprünglich hatte der Gemeinderat damit gerechnet, dass die Umbauarbeiten bis Ende 2015 erledigt sein könnten. Solange läuft auch der Vertrag mit den Nutzern. Jetzt wird kolportiert, dass allein die Dachsanierung über ein Jahr dauern könnte.

Dass die Arbeiten schnell erledigt sind, ist deshalb jetzt nicht mehr zu erwarten. Wann die 5,5 Millionen Euro wirklich verbaut werden, ist offen. Bis dahin muss der Kompromiss halten, um die Wagenhallen weiter bespielen zu können – mit allen Einschränkungen. „Den Weiterbetrieb zu ermöglichen“, sagt Scharf, „ist das Ziel aller Gespräche.“