Ludwig Hahn und das Orchester unter der Leitung von Camilla Wulf spielen ein Hornkonzert von Wolfgang Amadeus Mozart. Foto: Gottfried Stoppel

Das Oberstufenorchester der Waldorfschule Engelberg hat in Schorndorf ein Frühjahrskonzert vor Flüchtlingen gegeben. Die Veranstalter waren von der Resonanz überrascht

Schorndorf - Es wird gleich laut werden, warnt die Dirigentin Camilla Wulf. Und dann legt das Oberstufenorchester der Freie Waldorfschule Engelberg mit Stücken aus dem Film Star Wars los, in denen Streicher und Bläser sich ins Zeug legen und kundigen Kinogängern unter den Besuchern Sternenzerstörer auf die imaginäre Leinwand zaubern. Der Aufführungsort des Konzertes hat indes etwas sehr Irdisches. Es ist der Saal des Zentrums für internationale Begegnungen, in welchem sich, als das Gebäude noch Schlachthofgaststätte hieß, noch Senioren zum sonntäglichen Tanz trafen.

Das Publikum am Montagnachmittag sind indes Flüchtlinge und ihre Helfer gewesen, der Saal war bis zum letzten Platz besetzt. „Wir waren sehr überrascht“, sagt Büsra Arikan, die mit ihrem Team und Jürgen Dobler von der Initiative „Schorndorf hilft“ die Veranstaltung organisiert hatte. „Einige konnten wir gar nicht mehr in den Saal lassen, sie haben sich das Konzert von außen angehört, sagt die Sozialarbeiterin.

Lernen, aufeinander zu hören

Die Idee, vor Flüchtlingen zu spielen, hatten die Dirigentin Camilla Wulf und das Orchester selbst. Das Ensemble, das sich aus Neun- bis Elftklässlern der Waldorfschule zusammensetzt, übt jedes Jahr ein neues Programm ein, das es einige Tage lang bei Probetagen Burg vervollkommnet. „Wir haben sowohl Preisträger als auch Anfänger dabei“, sagt die Schulmusikerin, die das Dirigieren im Rahmen ihrer Ausbildung gelernt hat. Wichtig sei für sie, dass die jungen Leute ein Ohr für das Orchesterspiel bekommen, dass sie lernen, aufeinander zu hören und dabei die Musikstücke auch von innen begreifen lernen – und das ohne Notendruck.

Dass Star Wars und das Hornkonzert Es-Dur von Mozart gespielt wurden, geht mit den Schülerwünschen einher. Für die ebenfalls gespielte emotionale siebente Sinfonie von Ludwig van Beethoven hat Camilla Wulf Überzeugungsarbeit gebraucht. „Beethoven hat allein für seine Familie sorgen müssen – war manchmal sehr wütend, manchmal sehr traurig“, hat die Pädagogin den Besuchern erklärt. Am Ende bedankte sie sich für die Ruhe, die geherrscht hatte. „Es ist wichtig für die jungen Musiker, etwas zurückzubekommen“, sagt die Pädagogin, die seit 14 Jahren das Orchester leitet.

Wünsche nach mehr Musik

Auch für Büsra Arikan war die Veranstaltung gelungen, sie äußerte sich auch sehr anerkennend über das Helferteam, das den Saal vorbereitet hatte. Nach dem Konzert seien Flüchtlinge auf sie zugekommen und hätte gefragt, ob es möglich sei, Kinder für ein solches Orchester anzumelden. Andere hätten die Idee gehabt, ein Konzert mit syrischer Musik zu veranstalten. Sie habe sich gefreut, denn mit so vielen Besuchern sei nicht zu rechnen gewesen. Was man für die nächste Veranstaltung brauche, sei deswegen jetzt schon klar: einen größeren Veranstaltungsraum.