Die 60-jährige Franziska Steiner (rechts) und ihre Lebenspartnerin Petra Kläsle (42) schließen am Freitag im Konstanzer Standesamt eine gleichgeschlechtliche Partnerschaft. Foto: dpa

Landkreis Konstanz prescht bei der Homo-Ehe vor  - lesbisches Paar heiratet dort standesamtlich.

Konstanz - Ein Strauß, ein Küsschen und fast noch ein paar Tränen. Franziska Steiner (60) und Petra Kläsle (42) sind sichtlich gerührt, als sie sich am Freitagnachmittag im Konstanzer Standesamt die Ringe über den Finger streifen. Auch die vielen Luftballons in den Regenbogenfarben der Schwulen- und Lesbenbewegung im Innenhof verraten, dass es sich um eine Homo-Hochzeit handelt. Im Konstanzer Standesamt haben sich am Freitag erstmals zwei gleichgeschlechtliche Partner das Ja-Wort gegeben.

Den Gang zum Standesamt haben sich die beiden Frauen hart erkämpft. Denn als einziges Bundesland sind im Südwesten die Landratsämter für Homo-Ehen zuständig. Die neue grün-rote Landesregierung will das nun ändern. „Wir machen Schluss mit der Ungleichbehandlung bei der Begründung von Lebenspartnerschaft und Eheschließung“, erklärten Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) und Innenminister Reinhold Gall (SPD) in einer Pressemitteilung. Baden-Württemberg sei das einzige Bundesland, das die Zuständigkeit nicht den Standesämtern übertragen habe, so der Innenminister. Nur in den Stadtkreisen konnten gleichgeschlechtliche Paare standesamtlich heiraten, oder verpartnern lassen, wie es korrekt heißt.

Beispeilhaft für andere Landkreise

„Die Landratsämter sind nicht der richtige Ort dafür“, sagte der Konstanzer Landtagsabgeordnete Siegfried Lehmann (Grüne), der sich für die Ausnahmegenehmigung des Paares einsetzte. Für sie habe sich der Kampf gelohnt, sagte Franziska Steiner, die wie andere Ehepaare auch standesamtlich den Bund fürs Leben schließen wollte. „Es ist wunderschön hier. Ich musste fast weinen“, sagte Petra Kläsle-Steiner, die den Namen ihrer Partnerin nun als Familienname führt. Mit der Konstanzer Übergangslösung sehen der grüne Oberbürgermeister Horst Frank und der CDU-Landrat Frank Hämmerle einen „Beispielcharakter für eine bürgernahe Regelung in anderen Landkreisen“.

Die gleichgeschlechtlichen Paare können nicht nur im romantischen Rathaus mitten in der Altstadt den Bund fürs Leben schließen, sondern auch auf der Insel Mainau. Im Sommer unterhält das Standesamt dort im Schloss eine repräsentative Außenstelle. Gleichgestellt sind die Paare jedoch auch mit der Konstanzer Übergangslösung nicht. Sie müssen sich weiterhin beim Landratsamt anmelden und die „Trauung“ nimmt wie gehabt ein Mitarbeiter des Landratsamtes vor. Auch die Gebühren sind nicht gleich. Während die Anmeldung zu einer „normalen“ Eheschließung landesweit 40 Euro kosten, schwanken die von den Landratsämtern erhobenen Grundgebühren für eine eingetragene Lebenspartnerschaft laut Innenministerium zwischen 40 und 200 Euro.

Mit dem neuen Gesetz sollen sie ab 2012 zwar billiger werden, sagte ein Sprecher des Innenministeriums. Für das frisch getraute Konstanzer Paar ist das aber nur ein schwacher Trost. 126 Euro müssen sie inklusive Urkunden bezahlen. „Die Rechnung flatterte genau an unserem Hochzeitstag ins Haus“, sagt Franziska Steiner ein wenig enttäuscht.