Die Vorsitzende der Jury des Deutschen Lokaljournalistenpreises der Konrad-Adenauer-Stiftung, Heike Groll, StN-Lokalchef Jan Sellner und der Vorsitzende der Konrad-Adenauer-Stiftung, Hans-Gert Pöttering, bei der Preisverleihung in Lüneburg. Foto: Konrad-Adenauer-Stiftung

Feierstunde des Lokaljournalismus: Die StN-Serie „Stadt des Lächelns“ ist in Lüneburg ausgezeichnet worden. Es sei ein „charmantes Kontrastprogramm des unspektakulär Erfreulichen in einer Zeit, die von bedrückenden Nachrichten dominiert wird“, lobte die Jury.

Stuttgart/Lüneburg - Der Deutsche Lokaljournalistenpreis der Konrad-Adenauer-Stiftung 2016 ist in Lüneburg verliehen worden; er gilt als angesehenste Auszeichnung für Lokaljournalismus im deutschsprachigen Raum. Zu den Preisträgern gehören auch die Stuttgarter Nachrichten. Sie gewannen den Preis in der Kategorie „Alltag“.

Ausgezeichnet wurde die Serie „Stadt des Lächelns“, die in mehr als 120 Folgen positive menschliche Begegnungen transportierte. Die Vorsitzende der Jury, Heike Groll würdigte die Reihe vor mehreren Hundert Gästen am Montagabend im neuen Libeskind-Bau der Leuphana-Universität als „charmantes Kontrastprogramm des unspektakulär Erfreulichen in einer Zeit, die von bedrückenden Nachrichten dominiert wird“.

Entwickelt und betreut hat die Serie StN-Lokalchef Jan Sellner; er illustrierte die positiven Geschichten aus dem Leben jeweils mit Zeichnungen aus eigener Feder. Jury-Sprecherin Groll stellte fest: „Journalisten sollen die Welt abbilden, wie sie ist. Missstände publik machen, ist ihr Auftrag. Der Redakteur der Stuttgarter Nachrichten tut das, was weniger selbstverständlich ist, er rückt die andere Seite der Wirklichkeit uns Licht. Dafür holt er sich kompetente Unterstützer: er bittet die Leser, ihm wahre Geschichten von freundlichen Erlebnissen und Begegnungen zu schildern, die ein Lächeln ins Gesicht zaubern.“ Gelächelt hat am Ende auch die Jury.

Erster Preisträger wurde die „Landeszeitung der Lüneburger Heide“ mit dem crossmedialen Projekt „Aufgewachsen als Flüchtlingskind“. Darin beleuchten die Journalistinnen Anja Sprockhoff und Katja Grundmann, was Flüchtlingskinder für die Integration in Deutschland leisten - beginnend mit Übersetzerdiensten innerhalb ihrer Familien. „Sie öffnen den Familien das Tor zu Deutschland“, sagte Groll anerkennend. Das habe der Siegerbeitrag vorbildlich herausgearbeitet.

Weitere Preisträger

- den „Kölner Stadtanzeiger“ für seine „Kölner Botschaft“ im Anschluss an die Vorfälle in der Kölner Sylvesternacht 2015/16, die eine Versachlichung der öffentlichen Debatte bewirkte

- die „Augsburger Allgemeine“ für ihre umfangreiche Berichterstattung über eine geheime Rüstungsanlage der Nazis (“Das geheime Waldwerk Kuno“)

- den Bonner Generalanzeiger für eine Verkehrsserie „Mobil in der Region“ mit persönlichen Erfahrungsberichten

- die „Mitteldeutsche Zeitung“ für eine Gesundheitsserie mit Fokus auf Sachsen-Anhalt

- die „Süddeutsche Zeitung“ für eine Untersuchung der Reaktionen in den sozialen Medien nach dem Amoklauf in München vom Juli 2016

- das „Hamburger Abendblatt“ für das Projekt „Ein Song für Hamburg“ mit 17 000 Teilnehmern

Ausgezeichnet wurden außerdem Volontärsprojekte des „Bonner Generalanzeigers“ (eine Serie über Existengründer), der „Rheinischen Post“ (investigative Recherche in einem Pflegeheim) und der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung“ (Projekt über die Autobahn 40). Insgesamt wählte die Jury unter 335 eingereichten Arbeiten elf Preisträger aus. „Der Jahrgang 2016/17 ist Lokaljournalismus der Spitzenklasse“, sagte die Jury-Vorsitzende Groll.

Eine Lanze für Lokaljournalimus

Jochen Wegner, Chefredakteur von „Zeit online“, vom „medium magazin“ zum „Chefredakteur des Jahres“ gewählt, brach in seiner Festrede eine Lanze für den Lokaljournalismus: „Sie sind dort, wo wir alle hinwollen“, sagte Wegner an die Adresse der Lokaljournalisten. Es gebe ein großes Interesse an gut gemachten Geschichte aus dem Alltag der Menschen. Wegner selbst hat für „Zeit online“ ein vielbeachtetes und erfolgreiches Lokalprojekt gestartet.

Hans-Gert Pöttering, ehemaliger Präsident des Europäischen Parlaments und amtierender Vorsitzender der Konrad-Adenauer-Stiftung, betonte in dem Zusammenhang die Bedeutung von „Heimat“. Heimat ohne europäische Einbindung münde leicht in Nationalismus, umgekehrt brauche Europa Heimat im Sinne der Verwurzelung. Hier komme auch dem Lokaljournalismus Bedeutung zu. „Erst das Engagement im Kleinen ermöglicht es, Herausforderungen im Großen zu meistern.“

Vor der Feierstunde hatten sich die Preisträger bei einem Empfang im Rathaus ins goldene Buch der Stadt Lüneburg eingetragen - mit lang anhaltendem Lächeln.