MTU-Mitarbeiter schraubt an einem Motor – die Konjunktur war 2014 durchwachsen Foto: dpa

Zäh und mühsam war die Aufholjagd. Nach über einem halben Jahrzehnt hat der deutsche Maschinenbau nun aber die Krise von 2008 und 2009 hinter sich gelassen.

Frankfurt - „Russland hat nicht die Kraft, den deutschen Maschinenbau umzuwerfen.“ Reinhold Festge, Präsident des Branchenverbandes VDMA gibt sich am Ende eines schwierigen, aber für die Unternehmen generell erfolgreichen Jahres zuversichtlich. Neue Rekorde bei Umsatz und Produktion, erstmals seit 21 Jahren wieder mehr als eine Million Mitarbeiter, gut gefüllte Auftragsbücher und die Aussicht auf ein weiteres Rekordjahr 2015 sind Beleg für die gute Lage der Branche.

Auch wenn der VDMA im Juli seine Produktionsprognose von plus drei auf plus ein Prozent heruntersetzen musste. Trotz der Rekorde sei es kein Ergebnis, über das man sich überschäumend freue, sagt Festge. Man habe mehr erwartet. Vor allem die Investitionsschwäche in Deutschland habe gebremst, auch die schwächere Nachfrage aus den Schwellenländern. 2015 soll mit einem Plus von real zwei Prozent erstmals beim Produktionswert die Schwelle von 200 Milliarden Euro überschritten werden.

2014 steigt der Produktionswert des deutschen Maschinenbaus auf den Rekord von 199 Milliarden Euro, der Umsatz wird beim Höchststand von 212 Milliarden Euro liegen. Damit werden die bisherigen Spitzenwerte aus dem Jahr 2008 übertroffen. Einen neuen Rekord vermeldet Festge auch bei der Beschäftigung: Ende Oktober arbeiteten rund 1 011 000 Menschen für die Unternehmen, 16 000 mehr als ein Jahr zuvor. Zuletzt hatte die Branche 1993 mehr als eine Million Beschäftigte gezählt. Trotz der weiter steigenden Produktion rechnet der VDMA-Präsident 2015 aber nicht mit einem erneuten Stellenaufbau. Aber bei mehr als einer Million Jobs werde es bleiben.

Im Werkzeugmaschinenbau – einem der wichtigsten Teilbereiche der Branche im Südwesten – sieht die Lage anders aus. Hier rechnet man aktuell bestenfalls mit einer Stagnation der Produktion 2014.

In den zurückliegenden zwölf Monaten wurden die Maschinenbau-Unternehmen durch die schwächere Nachfrage aus dem Ausland gebremst. Dies galt für Europa außerhalb der EU. Die Lieferungen in die Ukraine reduzierten sich um ein Drittel, nach Russland um 16 Prozent. „Dies lag nicht nur an den Sanktionen, sondern auch an dem gefallenen Rubel-Kurs und den gesunkenen Erdölerlösen“, sagt Festge. Generell sei der kurzfristige Effekt für die deutschen Maschinenbauer überschaubar, weil auf Russland nur vier Prozent der Exporte entfielen.

„Aber es gibt Spätwirkungen. Weil Konkurrenten aus der Schweiz, aus China, Korea und Japan in die Lücken stoßen, die durch die Sanktionen entstehen.“ Dadurch gingen Marktanteile verloren, die nur schwer zurückgeholt werden könnten. Besonders Maschinenbau-Firmen in Ostdeutschland könnten wegen ihrer traditionell engen Verbindungen zu Russland Probleme bekommen, so Festge. Die Risiken für das Russlandgeschäft seien auch für 2015 unkalkulierbar. Der Maschinenbau müsse sich auf weitere Rückgänge einstellen.

Auch bei Exporten nach Lateinamerika, Indien oder Korea gab es zum Teil deutliche Minusraten, in China dagegen ein leichtes Plus. Treiber des Exports waren die USA und die EU-Staaten. Auch Westafrika legte von niedrigem Niveau aus deutlich zu. In Afrika sieht Festge mittelfristig große Chancen für die deutschen Maschinenbauer. 2015 werde der abgeschwächte Euro im Export helfen, weil deutsche Maschinen im Nicht-Euro-Ausland günstiger werden. Auch die niedrigen Öl- und Gaspreise seien hilfreich.Auch in Deutschland konnten die Maschinenbauer ihren Umsatz steigern, in den ersten zehn Monaten um drei Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum.

Trotzdem ist Festge nicht wirklich zufrieden. „Wir sind die Leidtragenden der Investitionsschwäche.“ Ein Ende dieser Lage zeichne sich auch für 2015 nicht ab. Zudem hadert der VDMA-Präsident mit der Politik. „Sie schwächt den Industriestandort.“ Schmerzhaft sei die Rente mit 63. In seiner eigenen Firma nähme die Hälfte derjenigen, die gehen könnten, das Angebot an. „Damit verlieren wir viele erfahrene Mitarbeiter, die nur schwer zu ersetzen sind.“ Bei Firmen in Ostdeutschland sei die Lage noch schwieriger, weil dort eine 45 Jahre währende Berufstätigkeit oft vorkomme.

Wissen, was wichtig ist – abonnieren Sie hier den StN-Newsletter