Diese beiden Brüder (v.l.: Lucas Gregorowicz, Frederick Lau) sind sichtlich nicht immer einer Meinung. Foto:Port-au-Prince Foto:  

Zwei gegensätzliche Brüder erben einen Schrottplatz. In Max Zähles Komödie müssen sie sich aber zusammenraufen, um die Kleinfirma zu retten. Das wird kein filmisches Edelmetall.

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Stuttgart - Weißhemd Mirko Talhammer (Lucas Gregorowicz, der Kommissar Raczek aus dem Frankfurter „Polizeiruf 110“) passt optisch so gar nicht auf den Schrottplatz. Auf einem solchen latscht ihm aber gerade sein Bruder Letscho (Frederick Lau aus „Victoria“) entgegen: Schmutz an der Wange, die Füße in Gummistiefeln. Der Krawattenträger hat ihm etwas zu verkünden: „Ich hab mir überlegt, was wir mit dem Erbe Vernünftiges anfangen können“.

Nach dem Tod des Vaters gehört der Platz den beiden Geschwistern. Während Letscho das semi-legale Schrotthändlertreiben um jeden Preis fortführen will, liebäugelt der Versicherungsmakler Mirko aufgrund seiner wirtschaftlichen Kalamitäten mit einem Verkauf an den übermächtigen Konkurrenten Kercher (Jan-Gregor Kremp).

Max Zähles Langfilmdebüt „Schrotten!“ idealisiert eine schmuddelige Parallelwelt, in der man sich lachend auf die Schnauze drischt. Wie die tapferen Krieger eines berühmten gallischen Dorfes zu Cäsars Zeiten stemmen sich hier ein paar Überzeugungsschrotter gegen den durchkapitalisierten Recyclingbetrieb Kerchers – notfalls auch mit (versteckte Pointe:) Diebstahl. Ein zartes Bekritteln der Gesellschaftsunordnung ist zu erahnen.

Anna Bederke („Frau Ella“) bringt als Luzi Weiblichkeit samt lahmer, weil berechenbarer Romantik in den Männerkosmos. Und weil’s keiner besser kann: Den Typ mit Hau spielt der Lau. Ihn zu casten war noch nie ein Fehler. Mangelnder Cleverness zum Trotz reckt sein Letscho die Faust in die Luft und ruft „Lieber tot als Sklave!“. Der Träger des Deutschen Filmpreises verpasst seiner Figur die nötige sympathische Trotteligkeit. Ebenfalls absehbar, dass er sich zwecks Traditionserhaltung mit dem deutlich weniger kämpferischen, aber intelligenteren Bruder zusammentun muss.

Obwohl Zähle ein charmantes Schrotter-Fluidum kreiert, bekommt er keinen Thrill in die Story. Nur kurz wird es spannend, denn die Talhammers planen einen großen Coup, einen Raub. Alles andere, etwa die Brüderbeziehung oder Mirkos Finanzsorgen, bleibt halbgar und somit kaum interessanter als die oft im Hintergrund gähnende trübe Leere Niedersachsens. Der originellen Idee und einer Handvoll Gags zum Trotz kann man „Schrotten!“ im kinematografischen Periodensystem leider nicht als Edelmetall einordnen.