Die Stadträte machen es sich auf dem Anhänger gemütlich. Foto: Jacqueline Fritsch

Bürgermeister Michael Föll und einige Mitglieder des Ausschusses für Wirtschaft und Wohnen haben sich die Gemüsegärten zum Mieten angeschaut.

Möhringen/Fasanenhof - Ganz schön holprig fährt es sich auf Klaus Brodbecks Traktoranhänger. Dieser ist voll mit Politikern. Sie wollen sich bei dem Bauern einmal umschauen. Bei jedem Anfahren des Traktors geht ein Ruck durch die Reihen auf dem Anhänger, Rauch steigt auf und das Gefährt setzt sich langsam in Bewegung. Fußgänger, Radfahrer und Autofahrer können ihre Augen gar nicht mehr von dem großen grünen Fahrzeug abwenden und winken den Passagieren zu.

Am Montag haben sich einige Mitglieder des Ausschusses für Wirtschaft und Wohnen und Bürgermeister Michael Föll Klaus Brodbecks Gemüsefelder angeschaut. Immer weiter in das Gewirr von Feldwegen ist der Traktor hineingefahren. Rechts waren zahlreiche Tomatenrispen, auf der linken Seite war ein riesiges Maisfeld. Dort kam der Traktor allmählich zum Stehen. Als alle zwölf Besucher heil vom Anhänger runter waren, konnte Landwirt Brodbeck, genannt Bauer Klaus, anfangen zu erzählen. „Viele Menschen suchen einen Ausgleich zum Job und das bieten wir hier an.“ Der Bauer vermietet einen Teil seines Landes an Hobbygärtner aus der Region. „Ein Mieter kommt aus Schorndorf, aber die meisten sind schon aus dem Stadtgebiet“, erzählte er.

Mit dem Fahrrad raus aufs Gemüsefeld

Ein Gemüsegarten ist circa 45 Quadratmeter groß und 80 Prozent der Fläche sind bereits von Bauer Klaus bebaut. „So kann man vom ersten Tag an was erleben. Wenn die Leute im Mai zum ersten Mal kommen, sind die Radieschen schon da“, sagt Brodbeck. Den Rest darf der Mieter nach seinen Vorstellungen bepflanzen. Einen Gemüsegarten zu mieten kostet pro Saison, also von Mai bis November, 199 Euro. Die Ausschussmitglieder sind gestern ziemlich alleine auf dem weiten Gemüsefeld gestanden. Lediglich ein Gartenmieter hat sich während des Besuchs auf dem Feld blicken lassen. Er pflege sein Gärtchen ein- bis zweimal pro Woche und komme immer mit dem Fahrrad oder der Stadtbahn, so der Hobbygärtner. Klaus Brodbeck findet das gut. „Parkplätze gibt es hier kaum. Aber die Leute wollen körperlich arbeiten, also können sie doch auch mit dem Fahrrad kommen.“ Die Gemüsegärtchen vermietet Bauer Klaus nicht alleine, sein Geschäftspartner ist seit 2012 das Unternehmen „Meine Ernte“. Dieses wurde 2009 gegründet und hat mittlerweile an 25 Standorten in Deutschland Kooperationen mit Landwirten. Wasser, einige Gartengeräte und eine umfangreiche Beratung sind im Preis mit drin. An dem Format sind laut Brodbeck vor allem junge Menschen interessiert. „Wir haben sehr viele junge Familien“, sagt der Landwirt.

Individualität erhält der Garten durch Namensgebung und Bepflanzung

Jeder Garten hat vom jeweiligen Besitzer einen Namen bekommen. Deshalb ist das Gemüsefeld übersät mit kleinen Namensschildern. Beim Gang durch die Reihen konnten die Mitglieder des Gemeinderats die lustigsten Namen entdecken. „Alice im Ackerland“, „Gedeih gut“, „Flower Power“ oder „Allerlei Buntes“, die Hobbygärtner sind bereits bei der Namensgebung kreativ geworden.

Die Mitglieder des Ausschusses für Wirtschaft und Wohnen sowie Bürgermeister Michael Föll haben sich nicht nur auf Brodbecks Felder umgesehen. Sie haben auch einen Einblick in die GFT Technologies SE im Gewerbegebiet Schelmenwasen auf dem Fasanenhof bekommen. Dort hat der Vorsitzende der geschäftsführenden Direktoren, Ulrich Dietz, das IT-Unternehmen vorgestellt. Der Kontrast zwischen den beiden Betrieben ist am deutlichsten geworden, als die Gemeinderatsmitglieder mit dem knallgrünen, lauten Traktor von dem international agierenden IT-Unternehmen in Richtung Gemüsebeet abgeholt worden sind.