Windkraft vor den Küsten - man gewöhnt sich an den Anblick Foto: dpa

Beim Thema Windkraft-Ausbau ist die Republik zweigeteilt. Der Norden gibt mächtig Gas, der Süden hinkt hinterher. Die Situation ist das Resultat einer Jahrzehnte alten Anti-Haltung gegen die saubere Technologie, meint Wirtschaftsredakteur Walther Rosenberger.

Der Neubau von Windkraftanlagen hat 2014 alle Rekorde gesprengt. Fast 60 Prozent mehr Anlagen standen zu Buche. Müssen wir uns deswegen Sorgen machen? Nein. Windkraft an Land ist heute schon eine der billigsten Arten Energie zu erzeugen. Viel günstiger als Kernenergie, Steinkohle oder Gas. Sie liefert rund die Hälfte des deutschen Öko-Stroms, ist aber nur für ein Fünftel der Subventionen verantwortlich. Die Strompreise werden vom jetzigen Wind-Rekord ziemlich unberührt bleiben.

Zudem wird der derzeitige Höhenflug nicht von Dauer sein. Die staatlichen Anreize, Windräder zu bauen, werden mit steigenden Anlagenzahlen immer geringer. Und 2017 wird es zu einem Regimewechsel in der Förderung kommen, der die Rahmenbedingungen mutmaßlich weiter verschlechtert.

Die große Frage ist, in wie weit Baden-Württemberg vom derzeitigen Boom profitieren kann. Hier sehen die Vorzeichen eher düster aus. Das Land, in dem die Technologie Jahrzehnte lang mit Begriffen wie „Verspargelung“ stigmatisiert wurde, ist beim Windkraftausbau einfach zu spät dran. Da kann sich der Grüne Umwelt- und Energieminister Franz Untersteller noch so mühen. Andere räumen derzeit das Feld ab. Über 450 neue Anlagen in Schleswig-Holstein. Fast 170 in Rheinland-Pfalz. Rund 150 in Bayern. Im Südwesten sieben.

Erst in diesem Jahr wird es im Südwesten zu einem nennenswerten Neubau von Windrädern kommen. Das ist zu spät. Die Vorzeichen, beginnen sich – wie gesagt – schon wieder zu verschlechtern.