Die Internationale Krebsforschungsagentur (IARC), eine WHO-Behörde, hatte am Montag davor gewarnt, dass der regelmäßige Verzehr von Wurst, Schinken und anderem verarbeiteten Fleisch des Krebsrisiko erhöhe. Foto: dpa

Die WHO warnt vor dem Verzehr von Wurst und Schinken. Doch das Risiko, durch Fleischkonsum an Krebs zu erkranken, ist gering. Ein Kommentar von Wolfgang Molitor.

Der Verzehr von 50 Gramm verarbeitetem Fleisch wie Wurst oder Schinken pro Tag erhöht nach Studien der Weltgesundheitsorganisation das Darmkrebsrisiko um 18 Prozent. Aufschnitt und Schinken gehören demzufolge in die gleiche Kategorie krebserregender Substanzen wie Zigaretten, Asbest und Dieselabgase. Ebenso könnte rotes Fleisch danach die Krebsgefahr erhöhen, auch wenn dieser Zusammenhang – wie manch andere Mutmaßung der Experten – sich im Konjunktiv-Bereich tummelt und nicht so eindeutig ist wie bei dem verarbeiteten Fleisch.

Alarm!, Alarm!, schallt es da prompt durch das ganze Land. Denn kaum ein anderes Volk neben den Deutschen findet das ganze Leben so lebensgefährlich. Weil sie sich nur schwer damit abfinden, dass es mit dem Tod endet. Und so herrscht Aufregung an Wursttheken und Grillständen. Da ist es egal, dass die Hinweise auf erhöhte Krebsgefahr durch Fleischprodukte nicht neu sind und bereits seit vielen Jahrzehnten diskutiert werden.

Die Menge macht’s

Es ist unbestritten, dass verarbeitetes, also gesalzenes, gedörrtes, geräuchertes, fermentiertes oder anderweitig verändertes Fleisch das Darmkrebsrisiko erhöht. Dennoch muss einem die Wurst nicht im Halse stecken bleiben. Für die Verbraucher ist das Risiko, nur aufgrund ihres Fleischkonsums Darmkrebs zu bekommen, nämlich klein. Das Lebenszeitrisiko, an Darmkrebs zu erkranken, liegt bei fünf Prozent. Wer pro Tag 50 Gramm Wurst isst, erhöht es auf knapp sechs Prozent.

Die Menge macht’s. Schließlich sollte man generell in allem, was man isst und trinkt, das Übermaß vermeiden – und sich von all dem wissenschaftlichen „möglicherweise“ den Appetit nicht verderben lassen. Wenn’s um die Wurst geht, ist mit einer Roten in Maßen durchaus zu spaßen.