Frank Bsirske war der Verhandlungsführer im Tarifkonflikt des Öffentlichen Dienstes. Foto: dpa

Den Beschäftigten im öffentlichen Dienst sei es gegönnt. Die Verteilung der Wohltaten im Arbeitnehmerlager hinterlässt allerdings einen schalen Beigeschmack, kommentiert Markus Grabitz.

Berlin - Ohne Streik haben die Verhandlungsführer für die 800 000 Mitarbeiter der Länder einen satten Zuschlag herausgeholt. Rund 4,5 Prozent mehr in diesen Zeiten ohne nennenswerte Geldentwertung, das lässt sich sehen.

Angesichts sprudelnder Steuereinnahmen haben sich die Arbeitgeber nicht lumpen lassen. Wie der Verteilungsspielraum aufgeteilt wurde, lässt aber aufhorchen: Die unteren Lohngruppen werden besonders üppig bedacht. Sie erzielen ein Plus um bis zu 6,87 Prozent. Ob das klug ist? Damit verteuert sich die Arbeit der wenig Qualifizierten drastisch.

Die Folge wird sein, dass gerade diese Jobs, etwa von Pförtnern, Hausmeistern oder Gärtnern, zur Disposition gestellt werden, wenn das Geld knapp ist. Vermeintlich wird ihnen ein Gefallen getan, tatsächlich wird es Jobvernichtung zur Folge haben.

Die üppigen Lohnzuwächse gehen zu Lasten einer anderen Gruppe im Öffentlichen Dienst: Den 200 000 angestellten Lehrern wurde einmal mehr die Angleichung ihre Gehälter an die Beamtenbezüge verwehrt. Wobei man nicht vergessen darf, dass die Angestellten ohnehin unter dem Strich weniger haben als ihre verbeamteten Kollegen, da sie Sozialbeiträge bezahlen müssen.

Für die angestellten Lehrer war aber nach dem großen Schluck aus der Pulle nicht mehr genug übrig. In Sonntagsreden betont jeder Politiker, wie wichtig Bildung ist. Wenn es aber darum geht, den ohnehin schweren Beruf attraktiv zu halten, stehen die Lehrer häufig ohne Unterstützung da. Verhandlungsführer Frank Bsirske hat andere Prioritäten gesetzt. Ihm war augenscheinlich die untere Lohngruppe wichtiger als die Gruppe der Lehrer. Unter den Verdi-Mitgliedern gibt es ja auch nicht so viele Lehrer.