Die Baustelle auf der Alb fest im Blick Foto: Leif Piechowski

Die Fachleute Neubaustrecke auf der Schwäbischen Alb verstehen ihr Handwerk. Wenn Tunnelbauern etwas danebengeht, setzen sie ihr Leben aufs Spiel. Auch in Stuttgart könnten die Bauarbeiten gelassener vonstatten gehen, wenn alle selbst ernannten Experten den tatsächlichen Experten ein wenig mehr vertrauen würden, meint Michael Deufel.

Stuttgart - Stuttgart 21 und gute Nachrichten sind zwar keine Begriffe, die sich kategorisch ausschließen. Dennoch verbindet man mit dem Bahnprojekt eher Negativschlagzeilen denn frohe Kunde. Kostenexplosion auf bis zu 6,5 Milliarden Euro, diverse Baustopps aufgrund schludriger Bahn-Planung, Ärger um die Entschädigungspraxis des Verkehrskonzerns gegenüber S-21-Betroffenen, das streng geschützte Insekt namens Juchtenkäfer, das die Arbeiten aufhält – die Liste ließe sich beliebig verlängern.

Umso gieriger dürften die Projektpartner Bahn, Stadt, Land und Bund jene Nachricht aufsaugen, wonach sich der Bau der Neubaustrecke auf der Schwäbischen Alb besser entwickelt als gedacht. Auch hier hatten Kritiker geunkt, im zerklüfteten Kalkstein zwischen Ulm und Albabstieg zu bauen, werde sich als finanzielles Desaster erweisen. Doch bisher liegen die Bauarbeiten an der Neubaustrecke, auch jene an den dortigen Tunnel, im Zeitplan, mancherorts haben die Bautrupps sogar schneller gearbeitet. Überdies wird die Bahn nach derzeitigem Stand etliche Millionen Euro einsparen.

Das hat mehrere Gründe. Der Fels erweist sich entlang der Strecke als nicht so problematisch wie erwartet. Entscheidend ist aber, dass die Fachleute dort ihr Handwerk verstehen, ihre Arbeit zudem noch mit Lust verrichten. Auch in Stuttgart könnten die Bauarbeiten gelassener vonstatten gehen. Dann nämlich, wenn alle selbst ernannten Experten den tatsächlichen Experten ein wenig mehr vertrauen würden. Politiker mögen oberflächlich nur die nächste Wahl im Blick haben. Wenn Tunnelbauern etwas danebengeht, setzen sie ihr Leben aufs Spiel. Darum arbeiten sie gewissenhaft. Das gilt nicht nur auf der Schwäbischen Alb.

m.deufel@stn.zgs.de