Die IBA in Hamburg könnte ein Vorbild für die Bauausstellung in Stuttgart und der Region sein. Foto: IBA Hamburg GmbH / Martin Kunze

Nach dem Beschluss für einen höheren Zuschuss, rückt die IBA näher. Das ist gut so, und das gibt neue Chancen für die regionale Zusammenarbeit, meint Redakteur Thomas Durchdenwald.

Stuttgart - Leuchtturmprojekt, Potenzial, Strahlkraft – man muss nicht die üblichen Phrasen bemühen, um den Reiz einer Internationalen Bauausstellung in der Stadt und der Region Stuttgart zu beschreiben. Es genügt ein Blick auf die Weißenhofsiedlung, die auch 90 Jahre nach ihrem Bau nichts von ihrer Faszination und Attraktivität eingebüßt hat und die ohne großes Wortgeklingel, das vermeintliche Errungenschaften wie heutige Konsumtempel und moderne Verkehrsknoten intoniert, aus sich heraus ihre Wirkung entfaltet. Denn die Frage, auf die die Werkbundausstellung eine Antwort der damaligen Zeit gab, ist ja auch heute noch aktuell, die Frage nach den Lebens- und Arbeitsformen des modernen Großstadtmenschen.

Diese Frage bewegt die Menschen. Das macht die Bürgerbeteiligung für das Rosensteinviertel deutlich, in der sich mehrere Hundert Bürger ganz konkret engagieren. Das dokumentiert aber auch die Auftaktveranstaltung für die IBA-Plattform vor einer Woche, die Planer und Politiker mit dem Reiz und den Chancen einer Bauausstellung infizierte. Insofern war es nur konsequent, dass angesichts des großen Ziels die Regionalräte nun nicht kleinlich auf das Budget schauten, zumal das gewaltige Engagement und die hohe Professionalität der Wirtschaftsfördergesellschaft außer Frage stehen. Dennoch hat Esslingens OB Jürgen Zieger den Finger zu Recht in die Wunde gelegt und die richtigen Worte gefunden zwischen grundsätzlicher Unterstützung für die IBA und spezifischer Kritik an der Nachschlagfinanzierung. Das muss ein Regionalrat leisten, der seine Kontrollaufgabe ernst nimmt.

Der Preis für die schönste Formulierung geht dennoch an den Waiblinger OB Andreas Hesky, der den Nachschlag als gerechtfertigten Preis für Kuhns Aussage bezeichnete, Stuttgart habe Lust auf die IBA. Dieses Erfolgserlebnis müsse einem jedes Geld wert sein. Das war natürlich ziemlich flapsig formuliert, weil Stuttgarts Rathauschef zunächst der IBA eher reserviert gegenüberstand. Darin schwingt aber auch mit, wie fragil das Verhältnis Stuttgarts zu den selbstbewussten Städten im Umland ist. Und wie wenig es bisher gelungen ist, dem Allgemeinplatz, dass viele Herausforderungen, etwa im Verkehr und Wohnungsbau, nur im regionalen Maßstab zu bewältigen seien, konkrete Taten folgen zu lassen. Da könnte eine IBA, die in Stuttgart und Städten in der Region stattfindet, neben ihren wichtigen gesellschaftlichen, städtebaulichen und architektonischen Themen einen beidseits nötigen heilsamen Zwang zu mehr Kooperation entfachen.