Die Sanierung des Hauses Jahnstraße 7 ist im Mai eingestellt worden. Foto: factum/Bach

Nicht „alles wie immer“ sollte die Devise sein beim Nachdenken darüber, wie es mit dem Haus Jahnstraße 7 weitergeht, meint Strohgäu-Extra-Redakteur Klaus Wagner.

Gerlingen - Wer den Schaden hat“ – so beginnt ein altes Sprichwort. Im Gerlinger Rathaus hat man gerade zwei Malaisen, auf die man hätte verzichten können: den Wasserschaden und den Fachwerkschaden. Den letzteren am Gebäude Jahnstraße 7 hätte man vermutlich ebenso wenig vermeiden können wie die Überschwemmung im Rathaus. Dort wird jetzt wieder renoviert – und in der Jahnstraße ist eine Baustelle auf Eis gelegt. Die Verwaltung hat vorgeschlagen, sich von dem maroden Objekt zu trennen. Um keine übereilten Entscheidungen zu treffen, hat der Gemeinderat dies vertagt. Das war gut.

In dem Gebäude sollten nach der Sanierung die Tagesstätte für Demenzkranke und neue Büros der Sozialstation unterkommen. Beides wurde anders gelöst, weil der Aufwand dafür wegen des Fachwerkschadens zu groß ist. Man darf aber nicht vergessen: Im Rahmen der begonnenen Sanierung wurden Keller und Fundamente bereits gerichtet. Eine sechsstellige Summe ist sicher perdu, wenn das Grundstück verkauft wird. Was dann geschieht, ist absehbar: Ein Bauträger wird gut zahlen, alles wegreißen, ein neues Haus mit teuren Luxuswohnungen bauen und viel Geld damit verdienen. Eben alles wie immer.

Normale Wohnungen werden gebraucht

Es sollte aber anders laufen. Denn in Gerlingen braucht man dringend Wohnungen mit normalem Standard zu einem bezahlbaren Preis. Warum also nimmt die Stadt das Projekt nicht selbst in die Hand und baut auf den Fundamenten ein neues Haus mit fünf, sechs oder sieben mittelgroßen Wohnungen oder Apartments, die man anschließend an Mitarbeiter, alleinstehend, alleinerziehend oder mit Familie vermietet? Das wäre nötig und sozial. Und man hätte im Wettbewerb mit anderen Kommunen um gute Leute, vor allem im Sozialbereich, einen Trumpf in der Hand.

Bleibt die Frage der Finanzierung. Sicher, die Sanierungszuschüsse fallen weg, wenn das alte Haus nicht zu retten ist. Aber kommt es für das oben geschilderte Ziel wirklich auf 100 000 oder 200 000 Euro an? Die Stadt hat Geld. Und jetzt auch Zeit zum vernünftigen Nachdenken, Planen und Entscheiden. Man muss nur wollen.