Blick nach links? Unter der Parteicchefin Angela Merkel übernimmt die CDU systematisch Themen von politischen Mitbewerbern. Foto: dpa

Die Union muss Kritik dafür einstecken, dass sie sich für neue Themen öffnet. Aber die Sache hat Methode: Nur so, glaubt Angela Merkel, lasse sich ein gut gebildetes städtisches Milieu ansprechen.

Berlin - Die CDU muss sich für einige neue programmatische Akzente, die sie künftig setzen will, den Vorwurf anhören, sie übernehme wieder mal Positionen von SPD und Grünen. In der Sache mag die Analyse stimmen, dass die Christdemokraten Dinge aufgreifen, die bei anderen Parteien nie kontrovers diskutiert zu werden brauchten: dass Deutschland ein Einwanderungsland ist, zum Beispiel. Oder dass Kinderarmut in unserem reichen Land nicht hinnehmbar ist. Oder dass unser Konsum nicht auf der Ausbeutung billiger Arbeitskräfte im Ausland basieren dürfe. (Im Inland ja wohl auch nicht, aber das ist ein anderes Thema.)

Worin aber soll hier etwas liegen, dass man kritisieren könnte? Zum einen bedeutet Einigkeit im Ziel noch lange keine Übereinstimmung in den politischen Instrumenten. Genau darum geht ja der parteipolitische Tageskampf in aller Regel. Und zum anderen müssen die Kritiker immerhin anerkennen, dass die Union diesen Kurs, der ein originärer Merkel-Kurs ist, seit längerer Zeit mit atemberaubendem Erfolg verfolgt. Mietpreisbremse und Atomausstieg sind weitere Beispiele. Die Union will der Konkurrenz die Luft zum Atmen nehmen, sich mit allen Parteien koalitionsfähig halten und vor allem die stimmstarken Wählermilieus zurückgewinnen, die bislang kaum in Erwägung ziehen, CDU zu wählen – nämlich das jüngere, meist gut ausgebildete städtische Publikum. Und der konservative Flügel? Verliert weiter an Einfluss. Merkel glaubt, sich das leisten zu müssen. Wo sollen die Konservativen hin? Etwa zur AfD?!