Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU, rechts) und die dänische Ministerpräsidentin Helle Thorning-Schmidt bei einer gemeinsamen Pressekonferenz. Wer Merkels Nachfolger wird, könnten vielleicht bald die CDU-Mitglieder entscheiden. Foto: dpa

Südwesten als Vorbild für CDU im Bund? Parteimitglieder dürfen vielleicht bald über Merkel-Nachfolger entscheiden. Ein Kommentar von Berlin-Korrespondent Norbert Wallet.

Wie Parteien ihre internen Abläufe strukturieren, ist zunächst mal ihre Angelegenheit und von überschaubarem öffentlichem Interesse. Aber es hat natürlich durchaus einen Überraschungswert, wenn CDU-Generalsekretär Tauber im Zuge eines Prozesses zur Parteireform auch die Direktwahl des Kanzlerkandidaten durch die Mitglieder ins Spiel bringt.

Das hat zunächst eine ganz nüchtern-taktische Seite: Die Union ist keine Partei, die das innerparteiliche Debattieren sehr liebt. Bei den Christdemokraten schätzt man klare Ansagen vom Führungspersonal. Da ist der Hinweis auf die Urwahl natürlich ein Weckruf, der die geschätzte Basis zum Mitdiskutieren aktivieren soll.

Ob die Union tatsächlich ernsthaft über die Option nachdenkt, ist eine ganz andere Frage. Interessant ist dabei vor allem ein Gedanke: Eine Urwahl hat nur dann einen Sinn, wenn die Basis wirklich eine Wahl hat – zwischen inhaltlichen und personellen Alternativen. Es wäre schließlich eine langweilige Abnick-Veranstaltung, wenn sich Bundeskanzlerin Merkel eine erneute Kandidatur per Mitgliedervotum absegnen ließe. Eine Gegenkandidatur gegen sie wäre aber undenkbar, weil es den unangefochtenen Status der Spitzenkraft schwer beschädigte, wenn aus der Partei selbst eine Alternative präsentiert würde.

Das heißt aber: Der CDU-Generalsekretär denkt mit seiner Initiative über Angela Merkel hinaus. Tatsächlich gibt es manchen Beobachter, der es für wahrscheinlich hält, dass die Kanzlerin noch in dieser Wahlperiode einen Wechsel ermöglicht.