Bald über Syrien im Einsatz? – Ein Aufklärungs-Tornado der Bundeswehr, hier auf dem Flugfeld des afghanischen Masar-i-Scharif. Foto: dpa

Was die Bundesregierung als deutsche Beteiligung am Kampf gegen die Terroristentruppe IS vorschlägt, wird viel kosten und wenig bringen. Es folgt genau den Politik-Mustern, die sich schon in Somalia, im Kosovo und in Afghanistan nicht bewährt haben.

Stuttgart - Noch mehr von dem, was sich nie bewährt hat. Auf diesen Punkt lässt sich bringen, was die Bundesregierung als militärische Beteiligung am Kampf gegen die irakisch-syrische Terroristentruppe Islamischer Staat (IS) im Sinn hat.

Was als Entwurf eines Bundeswehr-Einsatzes über und am Rande von Syrien sichtbar wird, summiert die größten Fehler, die Deutschland militärpolitisch in den vergangenen Jahren gemacht hat. Einmal mehr lautet das ungeschriebene Motto: ein bisschen Krieg. Wieder sollen deutsche Soldaten mitmischen, kämpfen aber andere. In dieser Politik tritt das Kriegsziel – in diesem Fall die Vernichtung des IS – weit hinter andere Anliegen zurück: Wie kriegen wir es hin, dass der Militäreinsatz im innenpolitischen Berliner Betrieb und in Meinungsumfragen unter den nabelschauseligen Deutschen am wenigsten stört? Wie signalisieren wir Bündnispartnern Geschäftigkeit, ohne ernsthaft ins Risiko zu gehen? Was dabei herauskommt, war in Somalia und im Kosovo zu sehen, zuletzt in Afghanistan.

Hat doch das auf Luftangriffe beschränkte Eingreifen der Nato im Kosovo offenbart, was Luftstreitkräfte im Alleingang gerade nicht können. Die serbische Soldateska fuhr auch nach wochenlanger Dauerbombardierung auf intakter Panzerkette durch das Land, mit Siegeszeichen grüßend. Im Norden Afghanistans, im Verantwortungsbereich der Bundeswehr, waren es US-Soldaten, vor denen die islamistischen Taliban zeitweise wichen. Der Einsatz der Deutschen hingegen war vorrangig auf die Vermeidung von Feindkontakt und von unliebsamen politischen Folgedebatten ausgelegt worden. Auch dies ein Beitrag dazu, dass die Ergebnisse aus 13 Jahren so mager geblieben sind und jetzt so rasch verwelken.

Ein bisschen Krieg ist keine angemessene Antwort

Nach diesen Erfahrungen wirkt die Vorstellung lächerlich, der IS sei aus der Luft und mit präzisen Fernwaffen zu besiegen. Ausgerechnet diese Mad-Max-Truppe, die international mit winzigen Terrorzellen, im Irak und in Syrien mit kleinen Verbänden operiert. Dort auf einem Gebiet von der Größe Großbritanniens.

So unbequem die Erkenntnis sein mag: Ein bisschen Krieg ist keine angemessene Antwort auf die terroristische Gefahr. Auch nicht auf die Flüchtlingswellen, die der IS gen Europa treibt.

In Wahrheit stehen die Bundesregierung und das Parlament vor zwei Möglichkeiten. Sie schicken die Bundeswehr mit so viel Wucht und so starken Bündnispartnern in den Syrien-Krieg, dass ernsthaft die Aussicht besteht, die Macht des IS zu brechen. Dann aber auch in dem Wissen, dass Deutschland es neben dem IS mit vielen anderen Rebellengruppen, mit dem Assad-Regime und deren jeweiligen auswärtigen Schutzmächten zu tun bekommt. Und obendrein zu den Staaten gehören wird, die danach bereit sein müssen, auf Jahrzehnte eine Nachkriegsordnung in Syrien durchzusetzen.

Oder Deutschland hält sich raus. Dann aber ganz, und die Regierung versucht, einen Gesprächsfaden aufzuziehen, den nach und nach jede der vielen Konfliktparteien ergreift. Was gut klingt, aber die jüngsten Beistandsversprechen an Frankreich entwertet und daran krankt, dass unter den großen Konfliktparteien quasi jede mit jeder zerstritten ist und Deutschland auf die wenigsten Einfluss hat.

Kein Politiker ist zu beneiden, der zwischen diesen Alternativen entscheiden muss. Aber jeder Politiker handelt falsch, der sich und anderen vormacht, es gäbe einen Weg dazwischen. Auf dem wird Deutschland seine Risiken und Kosten erhöhen, Verluste erleiden und nichts ausrichten gegen den IS.