Im baden-württembergischen Landtag gibt es künftig zwei AfD-Fraktionen. Aber Eins plus Eins ergibt in dem Fall nicht Zwei, sondern Null, meint unser Kommentator Rainer Wehaus.
Stuttgart - 809 544 Menschen in Baden-Württemberg dürfen sich verkohlt fühlen. Sie alle haben bei der Landtagswahl im März die AfD gewählt. Sie dachten, sie wählten damit eine Partei. Tatsächlich aber sind es mehrere Parteien. Im Stuttgarter Landtag wird es künftig zwei AfD-Fraktionen geben: Eine der Hardliner, die den Namen AfD weiter tragen darf, weil sie formal die Originalfraktion ist. Und eine Fraktion der Gemäßigten, der Abtrünnigen, die zwar vom AfD-Bundesvorstand als die einzig wahre AfD-Fraktion angesehen wird, formal sich aber wahrscheinlich umbenennen muss. Intern gehandelt wird der Namen „Die Alternative“.
Partei der Besserwisser
Wie oft hat sich die AfD nun eigentlich schon gespalten? Erst verließ Gründervater Bernd Lucke die Partei, nun tritt Hoffnungsträger Jörg Meuthen aus seiner eigenen Fraktion aus. So langsam wird es lächerlich. Und peinlich. Wer nicht zu Kompromissen bereit ist, der sollte nicht in die Politik gehen. Die AfD scheint eine Partei der Besserwisser zu sein, die es aber selbst nicht besser können. Und die auch nicht bereit sind, Verantwortung zu übernehmen. Der Singener Abgeordnete Wolfgang Gedeon mag noch so oft beteuern, dass er kein Antisemit sei. Seine Schriften lassen einen anderen Schluss zu. Allein schon um seiner Partei, für die er gewählt wurde, nicht zu schaden, hätte er daraus die Konsequenzen ziehen müssen.
Verheerende Außenwirkung
Beide AfD-Fraktionen werden sich nun einreden, dass das Ganze unvermeidlich war und sie nun endlich vernünftig Politik machen könnten. Doch das ist ein Trugschluss. Zumindest in der Außenwirkung ist Eins plus Eins nicht Zwei, sondern Null. Wie sagte Jörg Meuthen nach der ersten Häutung der AfD: „Die Spalter sind jetzt draußen.“ Das hat sich als falsch herausgestellt. Die Spalter der AfD sind jetzt drinnen, und zwar im Landtag.
rainer.wehaus@stuttgarter-nachrichten.de