Die Priesterweihe – der schönste Tag im Leben eines Priesters. Viele bereuen später diesen Schritt. Foto: dpa

Nicht nur der Katholischen Kirche in Deutschland geht der Nachwuchs aus. Würde sich daran durch die Abschaffung des Zölibats etwas ändern? Die Kirche sollte es wagen!

Stuttgart - Das Zölibat soll den Priester frei machen für seinen Dienst an der Gemeinde. Frei von einer Ehefrau, von eigenen Kindern, von einer Familie. Was in der Katholischen Kirche als Ideal propagiert wird, endet in der Realität jedoch oft in Einsamkeit, einem Doppelleben mit Freundin oder Freund und einem Ausscheiden aus dem priesterlichen Dienst. Der Jesuit Eckhard Frick kennt solche Biografien zur Genüge. Als Psychiater und Theologe kümmert er sich mit einem Team von Experten um die seelische Notlage von Priestern verdient.

Natürlich heißt es in der jetzt veröffentlichen Studie „Sorge für die Seelsorgenden“ – finanziert aus privaten Stiftungsgeldern und nicht von der Deutschen Bischofskonferenz – nicht provokativ oder plump: Der Zölibat muss weg. Frick und sein Team gehen mit der Studie in die Tiefe, differenzieren, informieren, klären auf. Bei einer so umstrittenen Lebensform ist das dringend geboten. In der Zölibatsdebatte gibt es keine simplen Antworten.

Dass sich nur noch jeder zweite Priester wieder für die zölibatäre Lebensform entscheiden würde, heißt nicht, dass in naher Zukunft Tausende Kleriker ihren Job an den Nagel hängen. Die Zufriedenheit mit diesem außergewöhnlichen Beruf ist unter Priestern bemerkenswert groß. Wäre da nicht der Zölibat. Wer ihn leben möchte und leben kann, sollte dies auch tun. Freiwillig und nicht verpflichtend. Noch ist die Zeit für Reformen nicht reif. Noch stemmt sich die Mehrheit der Entscheidungsträger im Vatikan und in der Weltkirche gegen tiefgreifende Veränderungen. Noch!