Unter Zugzwang: VfB-Präsident Bernd Wahler muss Erfolge liefern Foto: Baumann

Präsident Bernd Wahler und Sportvorstand Fredi Bobic müssen in den kommenden Wochen und Monaten beweisen, dass sie den VfB Stuttgart aus der Abwärtsspirale holen können, meint unser Sportredakteur Dirk Preiß.

Stuttgart - Die Mitgliederversammlung des VfB Stuttgart war noch keine zehn Minuten geschlossen, da erreichte unsere Redaktion bereits die erste Zuschrift zum Thema. Der Inhalt: „Ich hätte erwartet, dass Fredi Bobic die Mitgliederversammlung dazu nutzt, seinen Rücktritt zu erklären.“ Der Verfasser jedoch war in den Stunden zuvor eines Besseren belehrt worden. Fredi Bobic, der Sportvorstand des VfB, lud zwar alle Schuld an der missratenen Saison 2013/14 auf seinen eigenen Schultern ab („Das geht auf meine Kappe“), ein Rücktritt aber war für den ehemaligen Stürmer nie ein Thema. Stattdessen gelobte er Besserung. Nur: Wer glaubt dran?

Das weiß-rote Volk nahm dem Ex-Nationalspieler seine Büßerrolle zwar ab, allerdings stellen sich mittlerweile auch reihenweise Nackenhaare auf, wenn Fans und Mitglieder zu hören bekommen, man habe aus dem Misserfolg die Lehren gezogen. Viel zu oft haben sie schon dran glauben wollen – und sind enttäuscht worden. Nun regiert die Angst vor einem ähnlichen Szenario. Zwar hatte die Verpflichtung von Meistertrainer Armin Veh fast schon euphorisierende Wirkung (es sind mehr Dauerkarten verkauft worden als vor einem Jahr), die bisher getätigten Neuverpflichtungen (Klein, Hlousek, Ginczek) sind aber alles andere als eine Garantie für Qualitätssteigerung. Und die Zeit bis zum Saisonstart schreitet voran. Dazu kommt: Mit dem hochgelobten Gerüst aus langfristig gebundenen Spielern ist der VfB nun schon zweimal beinahe abgestiegen. Es scheint, als bliebe erneut nur die Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Als unabdingbare Voraussetzung dafür wird nun eine Ausgründung der Lizenzspielerabteilung verkündet.

Die soll der künftigen VfB AG vor allem frisches Kapital bringen, entsprechend wurde der Aufsichtsrat neu besetzt – vornehmlich mit Führungsfiguren aus potenten Unternehmen. Und die Mitglieder sehen das Vorhaben generell gar nicht mal so kritisch. Spätestens seit Montagabend ist aber auch klar: Die Skepsis in der Brustring-Welt ist mehr als nur weit verbreitet, das Grundvertrauen in den Verein ist nachhaltig erschüttert. Dabei geht es weniger darum, ob die VfB-Profis künftig als AG oder GmbH durch die Liga ziehen. Die entscheidende Frage ist: Was bringt eine solche Einmalzahlung – ganz egal, wie hoch –, wenn mit dem neuen Geld am Ende die alten Fehler begangen werden?

Allein in den Jahren seit dem Meistertitel 2007 sind Transfererlöse und Einnahmen aus der Teilnahme an der Champions League in fast dreistelliger Millionenhöhe eingesetzt worden – der VfB hat sich dennoch nicht in der Spitze etablieren können. Ganz im Gegenteil. Nun sind ein Großteil dieser Fehler nicht Fredi Bobic oder dem erst im vergangenen Jahr zum Präsidenten gewählten Bernd Wahler anzukreiden. Auch dieses Duo hat aber bislang nicht den Beweis angetreten, den Club aus der Abwärtsspirale ziehen zu können. Soll es mit einer Zustimmung der Mitglieder zu einer Ausgründung bis zum Frühjahr 2015 klappen (nötig ist eine Dreiviertelmehrheit), geht es für den Clubchef und seinen Sportvorstand nun also mehr denn je darum, Vertrauen zurückzugewinnen.

Das geht mit ellenlangen Vorträgen über Vorzüge bestimmter Unternehmensstrukturen an der Basis des Vereins. Noch viel mehr – und besser – aber über sportliche Erfolge mit Neuzugängen, die als echte Verstärkungen wahrgenommen werden. Von den nächsten Wochen und Monaten hängt also viel ab. Für den VfB Stuttgart – und für die handelnden Personen.

d.preiss@stn.zgs.de