Textilfabrik in Bangladesch - das Textilbündnis bringt wenig Hoffnung Foto: dpa

Beim Thema Nachhaltigkeit wird viel gesprochen, aber wenig getan, meint Wirtschaftsredakteurin Anne Guhlich.

Stuttgart - Wer die Bekenntnisse der Unternehmen zum Thema Nachhaltigkeit liest, bekommt automatisch ein schlechtes Gewissen. Denn die Konzerne vermitteln dem Verbraucher oft das Gefühl, der letzte Mensch der Welt zu sein, der manchmal eine Kunststoffverpackung in den Restmüll wirft, aus Zeitgründen selbst für innerdeutsche Strecken den Flieger wählt oder heimlich Elektrogeräte im stromfressenden Stand-by-Modus belässt.

So sagt H&M-Chef Karl-Johan Persson: „Bei H&M haben wir uns selbst der Herausforderung gestellt, Mode letztlich nachhaltiger und Nachhaltigkeit zur Mode zu machen.“ Die Kette C&A teilt mit, dass Nachhaltigkeit ein Grundprinzip des Unternehmensmodells sei, und sogar die Billigkette Primark stellt klar, dass das Thema Nachhaltigkeit bei allen Aktivitäten im Mittelpunkt stehe.

Bei so viel Geplapper über Nachhaltigkeit müsste der Beitritt zum gut gemeinten Textilbündnis von Entwicklungsminister Gerd Müller eine logische Konsequenz sein. Schließlich will das Bündnis nichts anderes, als die Nachhaltigkeitsbemühungen der Firmen zu bündeln, um mit mehr Marktmacht bei den Partnern in den Produktionsländern politisch korrekte Ansprüche zu stellen.

Doch dass am Ende nicht mal die Hälfte der mehr als 60 Verbände und Firmen beigetreten ist, zeigt, dass viele beim Thema Nachhaltigkeit lieber auf schöne Worte setzen als auf Taten. Das aber steigert nicht die Löhne der Näherinnen, stabilisiert auch keine Produktionshallen. Da bleibt dem Verbraucher nichts anderes übrig, als bei den Herstellern wieder und wieder Transparenz einzufordern. Oder sich dazu zu bekennen, dass ihm niedrige Preise wichtiger sind als Sozialstandards. Das wäre wenigstens ehrlich.