Strommast im Abendhimmel. Durch die Energiewende sind neue Leitungen nötig. Foto: dpa

Der Strompreis steht von mehreren Seiten unter Druck – allerdings haben die Konzerne auch deutliche Spielräume für Preissenkungen, meint Wirtschaftsredakteur Walther Rosenberger

Für Energieverbraucher ist der Herbst zur teuersten Jahreszeit geworden. Im Herbst verkünden die Netzbetreiber ihre Kosten – die Netzentgelte – fürs kommende Jahr. Im Herbst legen sie auch ihre Berechnungen zur berüchtigten EEG-Umlage vor. Über diese bezahlt Otto Normalverbraucher den Ausbau erneuerbarer Energien. Und frisch gestärkt von der Sommerpause, beschließt auch die Politik im Herbst meist teure Gesetzespakete in Sachen Energiewende.

Dieser Herbst ist da keine Ausnahme. Zwischen 20 und 30 Prozent mehr Geld stellt die EnBW-Tochter Netze-BW im kommenden Jahr ihren Kunden für die Benutzung ihrer Leitungsnetze in Rechnung. Die gerade im Bundeskabinett beschlossene Versenkung großer Stromtrassen unter die Erde wird weitere Milliarden kosten, und auch die EEG-Umlage dürfte 2016 ansteigen. Zusammengenommen bedeutet das gehörigen Druck auf die Energiepreise. Alle diese Effekte könnten für eine Durchschnittsfamilie am Jahresende durchaus zu Mehrkosten im dreistelligen Euro-Bereich führen.

Allerdings sollte man sich nicht täuschen lassen. Denn die Versorger haben durchaus Spielräume. Die Mehrausgaben für Netze, Notkraftwerke und Betriebsrenten müssen nicht an ihre Endkunden weitergegeben werden. Denn seit Solarzellen und Windräder Strom im Überfluss produzieren, ist Energie eigentlich ein Ramschprodukt. An Börsen, wo Stadtwerke und Konzerne einkaufen, ist Strom so günstig wie nie. Satte Preiserhöhungen sind also in der jetzigen Situation keinesfalls zwingend, sondern eher ein Ausweis für schlechtes Management. Der Energiekunde sollte das quittieren: mit dem Wechsel zu einem Anbieter, der es besser und billiger macht.

w.rosenberger@stn.zgs.de