Mark Langer ist bereits seit 13 Jahren bei den Metzingern. 2010 wurde er Finanzchef des Konzerns. Foto: dpa

Der bisherige Finanzchef von Hugo Boss, Mark Langer, wird der neue Vorstandsvorsitzende des Modekonzerns. Damit endet eine fast dreimonatige Übergangsphase kurz vor der Aktionärsversammlung des Unternehmens. Es war höchste Zeit, meint Wirtschaftsredakteur Thomas Thieme.

Stuttgart - Es wären zwei unangenehme Fragen mehr gewesen, denen sich der Aufsichtsrat von Hugo Boss am kommenden Donnerstag auf der Hauptversammlung in Stuttgart hätte stellen müssen: Wann kommt endlich der neue Vorstandschef? Und mit welcher Strategie gedenkt er den seit einiger Zeit schwächelnden Modekonzern wieder in die Erfolgsspur zu bringen? Beide Fragen hat das Kontrollgremium nun bereits im Vorfeld abgeräumt: Die erste Frage direkt, indem es den bisherigen Finanzchef Mark Langer zum Vorstandsvorsitzenden macht. Die Frage nach der Strategie zumindest indirekt, weil nun klar sein dürfte, dass der bereits vor Monaten eingeschlagene Weg fortgesetzt wird. Langer war bereits der neue starke Mann im Vorstand; zumindest seit dem plötzlichen Abgang von Vorstandschef Claus-Dietrich Lahrs Ende Februar, möglicherweise sogar schon etwas länger. Frühere Spekulationen über ein Zerwürfnis innerhalb des Vorstandes erhalten durch Langers Berufung neue Nahrung. Für die Zukunft des Unternehmens spielen sie jedoch keine Rolle mehr, denn auch das einstige dritte Vorstandsmitglied, der Markenchef Christoph Auhagen, ist mittlerweile ersetzt worden.

Der Konzern wollte lieber eine gute als eine schnelle Lösung

Wichtig ist zunächst, dass die seit beinahe einem Vierteljahr andauernde Zitterpartie über die wichtigste Personalie auf operativer Ebene nun ein Ende hat. Das Argument, lieber eine gute als eine schnelle Lösung, ist nicht völlig von der Hand zu weisen. Allerdings gibt ein M-Dax-Konzern nach außen kein gutes Bild ab, wenn er sich drei Monate intensiv mit der Nachfolgersuche beschäftigt, um dann doch die Lösung zu präsentieren, die von Anfang an als naheliegend gegolten hat.

Langer kennt das Unternehmen besser als jeder potenzielle Kandidat von außen. Er ist seit 13 Jahren bei den Metzingern beschäftigt, seit 2010 als Mitglied des Vorstandes für die Finanzen von Hugo Boss zuständig. Und er hat den jüngsten sanften Wandel, den der Modehersteller und -händler in den vergangenen Monaten eingeleitet hat, maßgeblich mitgeprägt: Das unbedingte Streben ins umsatzmäßig eher kleine Luxussegment, dass unter dem früheren Dior- und Luis-Vuitton-Manager Lahrs vorangetrieben wurde, dürfte unter Langer nicht mehr die oberste Priorität haben. Das Gleiche könnte für die Expansion im Bereich Damenmode gelten, die trotz hoher Investitionen nicht die erwünschten Erfolge bringt.

Der neue Chef muss den Wandel absichern – stationär wie digital

Der neue Chef muss sich stattdessen vor allem mit der Frage beschäftigen, ob und wie es gelingt, den in den vergangenen Jahren vollzogenen, vergleichsweise radikalen Wandel vom reinen Modeproduzenten zum global agierenden Modehändler abzusichern – stationär wie digital. Sonst stellen die Aktionäre ihm vielleicht schon bald die Frage, ob es wirklich so eine gute Idee war, mehr als 1000 Shops in der ganzen Welt zu eröffnen, in Zeiten, in denen immer mehr Umsätze in Netz abwandern und viele Konkurrenten am Markt bereits in größerem Umfang Filialen schließen.