Die Mensa am Wilhelms-Gymnasium ist – bis auf den Bauschaden – fertig. Doch es bahnen sich Probleme an. Foto: Sägesser

Man stelle sich vor, die Stadt baut für über zwei Millionen Euro eine Schulmensa, doch das Geld fürs Personal fehlt. Wie sollen die Schüler das verstehen? Aus Sicht der Autorin Judith A. Sägesser ist dies eine falsche Lektion. Ein Kommentar.

Degerloch - Non scholae, sed vitae discimus, nicht für die Schule, fürs Leben lernen wir, sagt der Lateiner seit Ewigkeiten. Und was lernen die Kinder und Jugendlichen am Wilhelms-Gymnasium, wenn es um ihr Mittagessen geht? Wenn es schlecht läuft, dann geht die Lektion so: Die Stadt gibt mehr als zwei Millionen Euro aus, um in Degerloch eine Mensa zu bauen, doch fürs Personal, das das Essen ausschöpft, reicht das Geld nicht mehr. Weil das Etikett Ganztagsschule fehlt. Heißt: die neue Mensa ist in der meisten Zeit vor allem von außen betrachtet schick.

Das Problem ist eigentlich hinlänglich bekannt

Es ist gut, dass die Lokalpolitik das Problem thematisiert. Doch die Initiative kommt spät. Wäre der Wasserschaden kurz vor Bauende nicht gewesen, wäre der Speisesaal schon eröffnet. Das Problem mit dem Personal ist hinlänglich bekannt. Das spiegelt sich am besten in der Tatsache wider, dass die Elternbeiratsvorsitzende an ihrem Brandbrief von vor einem Jahr für die neue Auflage so gut wie nichts abändern musste – abgesehen vom Datum.

Dass Handlungen Konsequenzen nach sich ziehen und dass Dinge besser zu Ende gedacht werden sollten, gehört zu den klassischen Lebenslehren. Das lernt jedes Kind. Die Lektion, die die Schüler derzeit in Sachen Mensa lernen, ist in diesem Zusammenhang definitiv die falsche.