Ministerpräsident Kretschmann will nochmals fünf Jahre ran: Szene vom Parteitag in Reutlingen Foto: dpa

Nach ihrem Parteitag in Reutlingen kann niemand mehr behaupten, man wisse nicht, was die Grünen wollten.

Reutlingen - Es sieht nicht rosig aus am Horizont für die grün-rote Regierung. Alle Umfragen deuten darauf hin, dass der Fortbestand der Koalition Spitz auf Knopf steht. Kein Wunder, dass die Grünen im Wahlkampf ihren stärksten Trumpf ausspielen: die hohe Beliebtheit von Ministerpräsident Kretschmann. Ihm trauen sie zu, dass er auch solche Wähler anspricht, die ansonsten eher dem CDU-Lager zuneigen. Wieder einmal ist es die sprichwörtliche Mitte der Gesellschaft, die den Urnengang entscheiden wird.

Der Vorwurf der CDU, die Grünen betrieben einen Personenkult, geht allerdings daneben. Denn dafür hat der Parteitag am Wochenende zu engagiert um Positionen auf allen möglichen Politikfeldern gerungen. Niemand kann behaupten, man wisse nicht, was die Grünen wollten. Sie achten freilich auch peinlich darauf, dass ihr Programm deckungsgleich ist mit jenem der Regierung. Dass Kretschmann und die Grünen zwei ganz verschiedene Welten seien, ist schließlich eine Kerbe, in die der politische Gegner am liebsten schlägt.

Die Partei hat sich dabei auf ihrem Parteitag keine Blöße gegeben. Man kann das langweilig finden und angepasst. Wer darin Opportunismus sieht, täuscht sich jedoch: Denn die baden-württembergischen Grünen waren schon immer pragmatisch und werteorientiert. Diese Grundhaltung hat sich in den vergangenen viereinhalb Regierungsjahren noch verstärkt. Der Kontakt mit der politischen Realität hat ihnen so manche Flausen aus dem Kopf getrieben. Für den Wähler aus der Mitte wird die Entscheidung damit allerdings nicht einfacher.