Im Schwarzwald drehen sich die Windräder. Ob bald auch in Stuttgart, ist fraglich. Foto: dpa

Die Energiewende tut weh. Das spürt man immer stärker auch im Stuttgarter Rathaus. Das Projekt zweier Windräder im Tauschwald bekommt aus der ­Bevölkerung so viel Gegenwind, dass die Stadträte es jetzt möglicherweise vorzeitig beerdigen.

Stuttgart - Die Energiewende tut weh. Das spürt man immer stärker auch im Stuttgarter Rathaus. Das Projekt zweier Windräder im Tauschwald bekommt aus der Bevölkerung so viel Gegenwind, dass die Stadträte es jetzt möglicherweise vorzeitig beerdigen. Noch ehe näher geprüft und im Genehmigungsverfahren ausgelotet ist, ob die Riesen tatsächlich genehmigt werden könnten.

Diejenigen, die das Vorhaben schon jetzt für umweltunverträglich halten, wollen nicht noch mehr Geld in die weitere Prüfung investieren. Das ist verständlich – aber in dem Fall falsch. Es muss Gewissheit her, ob die Anlagen am letzten denkbaren Standort in Stuttgart nicht doch realisierbar sind. Das ist nicht nur eine Prestigefrage für die Landeshauptstadt, die sich nach der Atomkatastrophe in Japan mehr denn je die Energiewende auf ihre Fahnen schrieb.

Die Windgeschwindigkeiten im Tauschwald erscheinen im Moment ausreichend für den wirtschaftlichen Betrieb. Und die Umweltverträglichkeit wird bei jeder geplanten Anlage in Deutschland Thema sein. Wenn man die Sinnhaftigkeit hier und jetzt nicht weiter auslotet, wo und wann dann in Stuttgart? Die Stadtwerke erscheinen doch unglaubwürdig, wenn sie irgendwo anders im Bundesgebiet noch Windräder kaufen wollen.

Stuttgart ist auf dem Kurs in Richtung Energiewende an einer Weggabelung. Daher tut OB Kuhn gut daran, für die nähere Prüfung zu kämpfen. Auch wenn er nachher als Verlierer dastehen könnte. Die Furcht in den Parteien, vom Wähler abgestraft zu werden, ist groß. Aber wenn sie die Flinte ins Korn werfen, sollten sie auch darüber nachdenken, ihre Parteiprogramme umzuschreiben.