Stau so weit das Auge reicht: Die „Auto-Stadt“ nervt viele Bürger Foto: Max Kovalenko

Umweltbewusst leben ist für viele Deutschen heute selbstverständlich. Dennoch klaffen beim Umweltbewusstsein Denken und Handeln oft auseinander, kommentiert Steffen Rometsch.

Stuttgart - In einer Studie zum Umweltbewusstsein gibt die große Mehrheit der Befragten an, zufrieden zu sein mit der Umweltqualität in der eigenen Gemeinde. Alles im grünen Bereich also. Sogar die Tatsache, dass deutlich weniger Deutsche den Umwelt- und Klimaschutz zu den drängendsten Herausforderungen zählen als noch vor zwei Jahren, sei ein gutes Zeichen, sagt Barbara Hendricks. Das bedeute nicht, dass die Bürger Umweltschutz für weniger wichtig halten, liest die Bundesumweltministerin aus der Studie heraus. Vielmehr sähen sie ihn wegen der erzielten Fortschritte nicht mehr so stark als ungelöstes Problem. Doch diese These greift zu kurz.

Mülltrennung, Energiesparlampen, Biolebensmittel, klimafreundliche Haushaltsgeräte – der Deutsche gibt sich gern ökologisch korrekt. Für die meisten gilt jedoch: Umweltschutz ja, aber bitte bequem und billig. Das gilt für Ökostrom genauso wie für energieeffiziente Geräte. Nach wie vor schwach ausgeprägt ist das Umweltbewusstsein bei Kleidung und Nahrung. Das Biosiegel für Lebensmittel ist zwar vielen bekannt, beeinflusst aber nur selten die Kaufentscheidung. Der Studie zufolge kaufen lediglich 13 Prozent immer und 17 Prozent häufig Bioqualität.

Für Unmut sorgt vor allem der Verkehr. Zu laut, zu schmutzig. Da möchten viele eine Veränderung. 82 Prozent wünschen sich einen Umbau der autozentrierten Städte. Fußgänger- und fahrradfreundlich mit viel öffentlichem Nahverkehr. Doch auch hier entlarvt der Praxistest: Alternativen zum eigenen Auto werden zwar positiv bewertet, aber gerade mal vier Prozent haben schon mal Car-Sharing genutzt. Auch haben andere Studien gezeigt, dass letztlich nur ein Viertel regelmäßig in Bus oder Bahn einsteigt. Bequemlichkeit und Schnelligkeit schlagen den Umweltschutz.