Die Stuttgarter oper verliert 2018 ihren Intendanten Jossi Wieler Foto: Lichtugt/Max Kovalenko

Stuttgarts Opernintendant Jossi Wieler hat seinen Abschied nach der Saison 2017/18 verkündet, weil er in Zukunft wieder als freier Regisseur unterwegs sein will.

Als Regie führender Intendant trägt Jossi Wieler eine doppelte Last: Hier muss er organisieren und repräsentieren, dort will er inszenieren, also als Künstler tätig, also kreativ sein. Kreativität braucht aber Zeit und Muße, und es war absehbar, dass der heute 64-Jährige die Doppelbelastung nicht ewig aushalten würde. Folglich ist es verständlich, dass Wieler jetzt seinen Vertrag über 2018 hinaus nicht mehr verlängern will, dass er mit 67 Jahren noch einmal als freier Regisseur aktiver sein und sicherlich auch wieder mehr im Schauspiel inszenieren will.

Dennoch muss man die Entscheidung bedauern, denn unter dem seit 2011 amtierenden Intendanten ist es dem Haus gelungen, ohne große Schaumschlägerei die Opernszene und ein zunehmend begeistertes Publikum mit musikalisch wie inszenatorisch Exzellentem zu bereichern. Spektakuläres haben Wieler & Co. in der Stille und mit funktionierendem Teamwork geschaffen, und es gibt gute Gründe anzunehmen, dass sich dies bis 2018 weiter fortsetzen wird.

Problematisch ist aber der Zeitpunkt des Abschieds. Wenn der Opernintendant 2018 geht, dann verlässt er ein Haus in der Krise. Ab 2018 soll die lange geplante Sanierung der Oper stattfinden – und zwar so umfassend und groß angelegt, wie es Jossi Wieler selbst immer wieder gefordert hat. Sieben Jahre könnte das dauern: sieben Jahre, in denen das Haus dringend der Steuerung durch eine Persönlichkeit bedürfte, die sämtliche seiner komplexen Gewerke und sämtliche Mitarbeiter gut kennt. Die Suche nach einem Nachfolger wird sich entsprechend schwierig gestalten – es sei denn, man entschiede sich für ein ähnlich hausinterne Lösung, wie es das Stuttgarter Ballett gerade getan hat: damit sich die äußere Krise des Umbaus nicht zu einer inneren auswächst.