Die Arbeiten für den neuen Tiefbahnhof und die Tunnel werden nach Einschätzung des Bundesrechnungshofs nochmals um 3,5 Milliarden Euro teurer. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Stuttgart 21 wird aus Sicht des Bundesrechnungshofes dramatisch teurer werden. Die Prüfer haben tiefe Einblicke in Bahn-Unterlagen genommen.

Stuttgart - Viele Jahre galt Stuttgart 21 bei der Deutschen Bahn AG als das bestgeplante Projekt. Egal, wie zahlreich und heftig Umplanungen und Bauverzögerungen auch waren, stets meldete der Konzern: „Keine Auswirkungen auf Kosten und Zeitplan.“ Stuttgart 21 galt als Prestigeprojekt, politisch auch von ganz oben nicht nur gewünscht, sondern gefordert.

Lobeshymnen auf die eigene Leistung verkneifen sich Bahn-Chef Rüdiger Grube und der für Stuttgart 21 zuständige, aber spätestens im September 2017 ausscheidende Vorstand Volker Kefer inzwischen. Anfang 2013 räumten sie vor dem Aufsichtsrat ein, dass man den Bau in Stuttgart angesichts von 6,5 Milliarden Euro Baukosten gar nicht mehr beginnen würde. Die Kalkulation weist diese Summe schon jetzt aus, weil Risiken als zu gering eingestuft wurden. Nun also könnten es zehn Milliarden werden, sagt der Bundesrechnungshof. Er hat 2008 eine Kostenexplosion auf 5,3 Milliarden Euro prophezeit.

Inzwischen schätzt der Rechnungshof die Bahn-Kalkulation offenbar als noch weniger tragfähig ein als den Boden im Schlossgarten. Das Zahlenwerk scheint bodenlos. Ihre Glaubwürdigkeit hat die Bahn durch frühere gebrochene Versprechungen längst verspielt. Der Rechnungshof muss in seiner Prüfung Verantwortlichkeiten aufklären, der Verkehrsausschuss des Bundestages muss diese öffentlich machen und Konsequenzen ziehen. Weitere Milliarden für Stuttgart 21 kann der Aufsichtsrat der Bahn nicht einfach durchwinken. Spätestens im September muss er entscheiden, wie es weitergehen soll. Oder ob es nicht mehr weitergeht.

konstantin.schwarz@stzn.de