Die neue Untersuchung zu Verspätungen auf der Fildertrasse unterscheidet sich nur kaum von der ersten. Das Ergebnis spielt aber keine Rolle mehr. Foto: Norbert J. Leven

Bei der Suche nach dem richtigen Zeitpunkt haben die Rathauschefs nicht immer eine glückliche Hand, kommentiert unser Autor jüngste Ereignisse in Sachen S 21 auf den Fildern.

Filder - Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben“, lautet ein Zitat, mit dem Michail Gorbatschow in die Geschichtsbücher einzog. Zwar hat der einstige Kreml-Chef den Satz nicht wörtlich so gesagt. Auf die aktuelle Debatte zur Fildertrasse von S 21 lässt sich die weltverändernde Weisheit dennoch übertragen.

Die Filderstädter OB Gabriele Dönig-Poppensieker jedenfalls hat beim Versuch, sich zum richtigen Zeitpunkt zu Wort zu melden, ein klassisches Eigentor geschossen. Mit einem Brief an die Berliner Politik wollte die Rathauschefin nicht nur ihre Forderung nach einem funktionierenden Nahverkehr anbringen, sondern auch dem oft gehörten Vorwurf begegnen, ein kaum beachtetes Profil zu zeigen. Das inhaltlich durchaus schlüssige Schreiben sollte als Befreiungsschlag im OB-Wahlkampf dienen – und endete im eigenen Netz.

Nicht eben glücklich hat bei der Suche nach dem richtigen Zeitpunkt aber auch die Nachbarstadt Leinfelden-Echterdingen agiert. Erst am Freitag ließ OB Roland Klenk die wiederholte Dresdner Studie zur Betriebsqualität veröffentlichen – obwohl die Spatzen bereits vor Wochen vom Rathausdach pfiffen, dass sich das Ergebnis kaum vom ersten Testlauf unterscheidet. Der Zeitpunkt macht nach dem Berliner S-21-Kompromiss politisch wenig Sinn – und entwertet die Schlagkraft einer Simulation, die eigentlich Respekt verdient hat. Von der Zeit überholt, ist die Studie aus Dresden inzwischen nur noch kalter Kaffee.