Ein Fassadenkletterer in Frankfurt am Main vor dem Logo der Commerzbank. Foto: dpa

Als Erstes ist eine kleine Bank aus Thüringen vorgeprescht. Nun wagen sich die Großen aus der Deckung. Ausgerechnet die Commerzbank, die in der Finanzkrise mit Steuergeldern gerettet wurde, straft Kunden ab.

Machen wir uns nichts vor. Je länger die Phase mit extrem niedrigen Zinsen anhält, desto näher rücken Strafzinsen – auch für Privatkunden. Die Diskussion hat Fahrt aufgenommen, seit die Europäische Zentralbank im Mai erstmals Minuszinsen von Banken verlangt hat, die kurzfristig Geld bei ihr parken. Im September hat die Notenbank die Strafzinsen noch erhöht. Jetzt folgen im Wochenrhythmus Hiobsbotschaften aus den Geldhäusern.

Als Erstes ist eine kleine Bank aus Thüringen vorgeprescht. Nun wagen sich die Großen aus der Deckung. Ausgerechnet die Commerzbank, die in der Finanzkrise mit Steuergeldern gerettet wurde, straft Kunden ab. Noch immer hält der Bund 17 Prozent an der zweitgrößten deutschen Privatbank. Was diese nicht davon abhält, Großkonzerne und institutionelle Anleger auf die Guthabengebühr vorzubereiten, wie die Commerzbank die Strafzinsen nennt. Das klingt, als würde es den Normalsparer nicht betreffen. Kann es aber – auf Umwegen. Denn zu den institutionellen Kunden zählen Fondsgesellschaften, und diese dürften weniger Rendite weitergeben, wenn sie für die Geldanlage Gebühren zahlen müssen.

Noch trauen sich die Banken nicht, für Tagesgeld- und Sparkonten von privaten Kunden Minuszinsen zu verlangen. Sie ahnen: Für viele Bürger wäre damit eine rote Linie überschritten. Sie würden ihr Geld lieber unter die Matratze packen oder es verprassen, als der Bank noch Strafzinsen aufs Tagesgeld zu zahlen.