Fraglich bleibt, ob das Schockgefrieren von Eizellen wirklich dazu beiträgt, berufliche und familiäre Ziele miteinander zu vereinbaren. Foto: dpa

Facebook & Co. haben mit ihrem Ansinnen, ihren Mitarbeiterinnen die Eizellenkonservierung anzubieten, fast einhelligen Protest in Deutschland ausgelöst. Doch ist die Debatte an sich begrüßenswert, weil sie der Lebenswirklichkeit vieler Frauen entspricht.

„Mein Baby kann warten.“ Mit diesem Satz wirbt eine 36-jährige, frisch getrennte, berufstätige Frau dafür, sich ihre Eizellen einfrieren zu lassen – um auch noch mit 40 plus gute Chancen zu haben, Mutter zu werden. Die Werbeanzeige eines Münchner Kinderwunschzentrums kursiert schon seit knapp einem Jahr im Internet. Doch erst nachdem sich US-amerikanische Konzerne wie Facebook und Apple für die Familienplanung ihrer Beschäftigten interessieren und ihre Mitarbeiterinnen für das sogenannte Social Freezing, also die Eizellenkonservierung, gewinnen wollen, schlagen die Wogen hoch.

Statistisch gesehen bekommen die meisten Frauen in Deutschland zwischen 30 und 34 Jahren Kinder; die Erstgebärenden sind durchschnittlich 30,7 Jahre alt und damit rund sieben Jahre älter als jene im Jahr 1970. Und nach Meinung der betreffenden Unternehmen aus den USA könnte dieser Zeitraum weiter nach hinten verschoben werden: Frauen sollten am besten dann eine Familie gründen, wenn sie beruflich etabliert sind und mehr Geld und oft auch mehr Zeit für Kinder haben. Nach dieser Logik kommt der Nachwuchs nach dem beruflichen Zenit.

Facebook & Co. haben mit ihrem Ansinnen fast einhelligen Protest in Deutschland ausgelöst, doch ist die Debatte an sich begrüßenswert, weil sie der Lebenswirklichkeit vieler Frauen entspricht: So blicken junge Frauen trotz aller familienpolitischen Anstrengungen immer skeptischer auf die Möglichkeiten, Mutter zu werden – und das, obwohl ein grundsätzlicher Kinderwunsch vorhanden ist, wie die aktuelle Studie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung zeigt: Kinderlose sprechen sich demnach selten grundsätzlich gegen Kinder aus. Doch die Mehrheit der Frauen, die sich vorstellen können, Mutter zu werden, wollen sich diesen Wunsch erst in einigen Jahren erfüllen. Die Gründe für den Aufschub sind neben einer instabilen Partnerschaft vor allem berufliche oder finanzielle Unsicherheit. Diese Ergebnisse bestätigt auch eine Umfrage der Wochenzeitung „Die Zeit“, wonach sich die Mehrheit der 14- bis 29-Jährigen vorstellen könnte, das Angebot einer Eizellenkonservierung anzunehmen – einfach, um mehr Zeit zu gewinnen.

Fraglich bleibt, ob das Schockgefrieren von Eizellen wirklich dazu beiträgt, berufliche und familiäre Ziele miteinander zu vereinbaren. Tatsache ist, dass die Wissenschaft nicht dazu beitragen kann, wirtschaftliche Probleme zu lösen. So hat die Frau auch mit Hilfe von Social Freezing nur bedingt mehr Kontrolle über ihren Körper und über den Zeitpunkt des Kinderkriegens. Denn die Erfolgsaussichten hängen von vielen Faktoren ab – unter anderem davon, wie alt die Frau jeweils ist, wenn die Eizelle entnommen und später wieder eingepflanzt wird. Nur zwischen 25 und 30 Prozent der Behandlungen führen auch zu einer Schwangerschaft. Weshalb Experten das Social Freezing als Standardbehandlung ablehnen.

Die Debatte zeigt: Es fehlt noch immer an Aufklärung. Das, was in den USA und auch hierzulande als die eigentliche Befreiung für die Frau, als großer Emanzipationsschritt, gepriesen wird, ist im Grunde eine Mogelpackung: Die Biologie lässt sich nicht so einfach austricksen. Das zeigte schon die Markteinführung der Antibabypille vor mehr als 50 Jahren: Damals dachten ebenfalls viele Frauen, sie könnten alles haben – Kinder und Beruf. Die Frauen haben verhütet, doch mit dem späteren Kinderkriegen hat es nicht geklappt, weil aufgrund der Hormone die Fruchtbarkeit abnahm. Es könnte also auch beim Social Freezing Überraschungen geben, die man heute noch nicht voraussehen kann – und nicht will.