Strafbefehl gezahlt: Marco Reus Foto: dpa

Als dauerverletzter Kicker kann Reus Mitleid beanspruchen, aber nicht als Schwarzfahrer, findet Willi Reiners. Dennoch sollte er nun seinen Führerschein machen dürfen.

So ein Leben ohne Auto kann beschwerlich sein. Viele sind auf ihr Fahrzeug angewiesen. Auch deshalb ist Fahren ohne Fahrerlaubnis ein Allerweltsdelikt, wobei das jetzt nicht verharmlosend gemeint ist. Es trifft Menschen, die ihren Führerschein verloren oder die noch nie einen besessen haben. So wie Marco Reus.

Was den Fall heraushebt, ist die Prominenz des Delinquenten. Reus ist als Fußballer ein Star. Aber das trifft es nicht ganz. In seiner Generation ist er der wohl Begabteste. Damit steht er, im Unterschied zu anderen, die gegen Paragraf 21 Straßenverkehrsgesetz verstoßen, auf besondere Weise im Rampenlicht. An guten Tagen mag das ein schönes Gefühl sein und den Marktwert steigern. An schlechten bringt es Hohn und Spott kübelweise. So wie am Donnerstag.

„Reus wechselt für 540 000 Euro nach Flensburg“ hieß es auf Twitter. Oder: „Reus hat mehr Punkte als der BVB.“ Fast könnte man Mitleid haben – so wie für den vom Pech verfolgten, weil dauerverletzten Kicker Reus. Doch der Schwarzfahrer Reus, der jahrelang dreist ohne Führerschein unterwegs war, kann das nicht beanspruchen. Man stelle sich vor, er hätte einen Unfall verursacht, mit Toten.

Menschen, die Herausragendes leisten, neigen dazu, sich außerhalb der Geltung des Gesetzes zu sehen. Ein Trugschluss, wie auch Reus nun erfahren muss. Hinweise, dass die Justiz einen Strafrabatt gewährte, gibt es nicht. Die Geldstrafe ist auch für einen Fußballmillionär spürbar. Das alles ist gut für den Rechtsfrieden.

Aber seinen Frieden soll nun auch Reus haben. Die Behörden sollen ihn seinen Führerschein machen lassen. Alle Fahrlehrer im Revier werden sich um ihn reißen. Nur nicht in Gelsenkirchen.