Die Notfallretter arbeiten vielerorts im Akkord. Die gesetzliche Hilfsfrist einzuhalten, ist kaum noch möglich – und das obwohl offenbar jahrelang die Zeiten nicht korrekt erfasst worden sind Foto: dpa

Die Landespolitik freut sich über ein neues Verfahren, um die Einsatzzeiten der Notfallretter zu berechnen. Dabei zeigt sich jedoch die ganze Misere der Problematik: Jahrelang ist offenbar vielerorts falsch gerechnet worden.

Stuttgart - Die Notfallrettung im Land krankt immer mehr. Von Jahr zu Jahr verschlechtern sich die Zahlen. 2014 haben es Notärzte und Rettungswagen viel zu häufig nicht im Rahmen der gesetzlich vorgegebenen Zeit an die Einsatzorte geschafft. Patienten schweben damit in Lebensgefahr. Die Werte sind so miserabel wie seit Jahren nicht. Doch im Innenministerium freut man sich.

Grund sind natürlich nicht die miesen Werte. Vielmehr avanciert die neue Qualitätssicherungsstelle für den Rettungsdienst zum Hoffnungsträger. Die hat erstmalig alle Daten für das ganze Land zentral erfasst und ausgewertet. Deshalb seien die Zahlen nur bedingt mit denen aus den Vorjahren vergleichbar, heißt es im Ministerium. Das soll sagen: So schlimm, wie es aussieht, ist ja alles gar nicht.

Doch wenn man genau nachdenkt, ist alles sogar noch viel schlimmer. Dass sich mit der neuen Erfassung die Werte vielerorts sprunghaft verschlechtert haben, zeigt nämlich eines: Dass in der Vergangenheit offenbar in manchem Rettungsdienstbereich falsch gerechnet worden ist. Da dürfte hier und da das Gesetz nur auf dem Papier eingehalten worden sein. Absicht zu unterstellen ginge zu weit. Doch so manche frühere Zahl ist schlicht eine Mogelpackung gewesen. Auf deren Grundlage aber der Bedarf an Notärzten und Rettungswagen berechnet worden ist.

Innenminister Gall hat angekündigt, jetzt mit klaren Anweisungen auf Regierungspräsidien, Rettungsorganisationen und Krankenkassen zugehen zu wollen. Experten erkennen darin ein durchaus ernst gemeintes Unterfangen – das jetzt dringend umgesetzt werden muss. Wo immer die Retter bisher zu spät kommen, sollen Verbesserungsmaßnahmen eingeleitet werden. Das ist fast überall.