Unternehmens-Schild an einer Hausfassade – Prokon geht nicht an die EnBW Foto: dpa

Die Gläubiger des insolventen Windkraft-Pioniers Prokon wollen das Unternehmen in eine Genossenschaft umwandeln. Dass als Partner nicht die EnBW gewählt wurde, birgt ziemliche Risiken, meint Wirtschaftsredakteur Walther Rosenberger

Am Ende war es ein sehr deutliches Ergebnis. Kurz vor 17 Uhr am Donnerstag stand fest: In einer der größten De-Facto-Übernahmeschlachten im Öko-Energiebereich überhaupt hat der Energieversorger EnBW verloren. Der Pleite gegangene Windkraftpionier Prokon wird in eine Genossenschaft umgewandelt. Rund 80 Prozent des vor Ort vertretenden Kapitals stimmte dafür.

Für den Karlsruher Energieversorger EnBW ist das ein herber Schlag. Wochenlang hat das Unternehmen, das einst für seine Kernkraftwerke berüchtigt war, um den Mittelständler mit seinen 318 Windrädern gekämpft. Sogar der Vorstand des 20-Milliarden-Konzerns wurde mobilisiert, um Gläubiger und Öffentlichkeit davon zu überzeugen, dass das eigene Angebot, der Genossenschaftskonkurrenz überlegen war. Immer wieder betonte Konzern-Chef Frank Mastiaux, wie perfekt Prokon in das Ökoenergiekonzept der EnBW passe. Auch Verbraucher- und Aktionärsschützer hielten die EnBW-Offerte für die bessere – weil sicherere – Alternative für die Gläubiger.

Dass die Prokon-Teilhaber jetzt doch sehr deutlich für die Bildung einer Genossenschaft gestimmt haben, verwundert daher. Klar, diese Variante verspricht langfristig rund 110 Millionen Euro mehr Auszahlungen an die insgesamt 100 000 Prokon-Geschädigten. Ob dieses Versprechen allerdings je eingelöst werden kann, ist unsicher.

Bei der Förderung der Windkraft steht Deutschland vor einem Paradigmenwechsel. An die Stelle fester Vergütungen für Windstrom über 20 Jahre werden ab 2017 Ausschreibungen treten. In diesem System macht grundsätzlich der billigste Anbieter das Rennen. Neben Expertise in Wind – die hat auch die Prokon-Truppe – zählt hier auch Größe und reibungsloses Management. Fraglich, ob eine erst im Aufbau begriffene Genossenschaft das besser leisten kann als ein ausgebuffter Energieversorger. Zudem entzieht die Anleihenfinanzierung, die die Genossen ihrem Rettungsmodell zugrunde legen, Prokon viel Kapital. Dieses Geld fehlt beim Ausbau der Geschäfte. Die Wachstumsbremse ist also gleich mit eingebaut.

Insofern erscheint es fraglich, dass sich die Gläubiger am Donnerstag einen Gefallen getan haben. Auf jeden Fall haben sie sich ein erhebliches Maß an Unsicherheit erkauft. Das hätte es nicht gegeben, wenn die EnBW zum Zug gekommen wäre. Immerhin: Der Glaube an die Windkraft scheint ungebrochen – auch bei den oft als Couponschneider verschrienen Prokon-Gläubigern.

w.rosenberger@stn.zgs.de