Reisende an der Gepäckabgabe der Lufthansa: Künftig sollen sie nur noch für Leistung zahlen, die sie in Anspruch nehmen. Foto: dpa

Die Lufthansa kann im Wettkampf mit der Konkurrenz nur punkten, wenn sie zwei Dinge beherzigt: faire Preise und volle Transparenz bei den Kosten von Zusatzleistungen, meint unser Kommentator Rolf Obertreis.

Stuttgart - Der Druck der Billigflieger wird immer stärker. Allein mit der eigenen Billigflug-Tochter Germanwings kann die Lufthansa diesem Druck offenbar nicht standhalten. Also folgt sie dem Konzept der hartnäckigen und - wie man an den jüngsten guten Zahlen von Ryanair sieht - erfolgreichen Konkurrenz.

Auf Flügen in Deutschland und in Europa sollen Passagiere künftig nur noch für die Leistung bezahlen, die sie wirklich in Anspruch nehmen: Im Preis eingeschlossen sind der Sitzplatz, Handgepäck, ein Snack, Wasser oder Saft, Kaffee oder Tee. Wer mehr will, muss mehr zahlen, etwa für den Koffer oder für einen bevorzugten Sitzplatz. Das ganze gilt aber nur für Flüge ab Frankfurt und München. Die übrigen Flughäfen in Deutschland – wie auch Stuttgart, Nürnberg oder Dresden – fliegt Lufthansa nicht mehr an, das überlässt sie Germanwings. Deren Gäste sind mit einem sehr ähnlichen System schon vertraut. Und heißen es offensichtlich gut.

Insofern macht der Schwenk auch bei Lufthansa Sinn. Angesichts von Tausenden von Preisen, die Lufthansa täglich der Nachfrage anpasst, ist kaum zu sagen, ob die Tickets nun günstiger oder teurer werden. Ein Vorteil hat das System in jedem Fall: Die Preis-Optionen gelten für jeden Flug, auch wenn das günstiges Ticket hin und zurück nicht immer nur 89 Euro kosten dürfte. Und das System ist relativ einfach zu durchschauen.

Bei Ryanair dagegen sind 9,99 Euro-Tickets die Ausnahme und nicht mehr als ein Lockmittel. Zudem ist die Liste von Zusatzgebühren nicht nur lang, die Zuschläge sind auch happig. Für Gepäck, für Sitzplatzreservierung, für Check-In am Airport, für die Cola an Bord. Nicht selten sind Ryanair-Passagiere baff, weil ihr Flug durch die Latte an zusätzlichen Kosten auf einmal teurer war als bei Lufthansa. Die kann dann punkten, wenn sie zwei Dinge beherzigt: Faire Preise und volle Transparenz bei den Kosten von Zusatzleistungen.