Scheich Muhammad Raza Saqib Mustafai (Zweiter von links) vor der Moschee in der Cannstatter Spreuergasse Foto: StN

Ein Hassprediger spricht in Stuttgart – und die Verantwortlichen schauen weg, kommentiert unser Chefredakteur Christoph Reisinger.

Stuttgart - Wenn der Grundsatz gilt, wonach jeder seines Glückes Schmied ist, dann hier: Ein gemeinnütziger Moschee-Verein lädt einen notorischen Hassprediger nach Stuttgart ein – und alle machen mit. Das Visum für Raza Saqib Mustafai: unklar, ob das überhaupt jemand ausgestellt hat. Die per Internet weltweit zugänglichen Aufrufe des Pakistani zum Mord an Juden: den Einladenden angeblich unbekannt. Deutschen Sicherheitsbehörden offenbar auch. Und die Bühne für Mustafai, die Cannstatter al-Madina-Moschee: von der Stadt Stuttgart offiziell unter die Orte gottgefälliger Frömmigkeit gezählt.

Was nach schlechtem Witz klingt, beschreibt einen ebenso gefährlichen wie schädlichen Vorgang. Gefährlich, weil dieser Fall besonders anschaulich macht, wie schwach die Sicherungen sind gegen das Gift der Verhetzung, das mit Szene-Promis vom Kaliber Mustafais in Deutschland Einzug hält. Schädlich wirkt der fahrlässige Umgang mit geistigen Brandstiftern, weil er Unfrieden und Verunsicherung schürt. Fundamentalistische Islam-Hasser und schreckliche Vereinfacher schlachten Entgleisungen wie die Einladung Mustafais begierig aus als Scheinbeweis für eine behauptete islamische Invasion. Für die angeblich generell mangelnde Friedensliebe und Verlässlichkeit muslimischer Mitbürger. Das schadet dem Zusammenhalt in Stadt und Land. Zumal ein solcher Vorfall auch das Vertrauen in genau die Behörden schwächt, zu deren Aufgaben es gehört, Deutschland zu schützen.

Wer diese Aufgabe nicht ernst nimmt, riskiert möglicherweise schlimme Folgen. Anschläge wie in Brüssel und Paris stehen für das Ausmaß. Inzwischen muss jedermann klar sein: Wurstigkeit im Umgang mit denen, die Hass säen, ist völlig fehl am Platz.

christoph.reisinger@stuttgarter-nachrichten.de