Griechenland hat sich entschieden - offene Hände, leer Taschen Foto: dpa

Jetzt sind die Fronten klar. Fronten? Zweifelsohne. Griechenland hat sich entschieden, eine eigenen Weg zu gehen. Einen mit offenen Händen und leeren Taschen. Ein Land stellt sich außerhalb einer Gemeinschaft.

Man könne den Willen einer Regierung ignorieren, aber nicht den Willen eines Volkes, hat Alexis Tsipras bei der Stimmabgabe gesagt. Das ist einer der wenigen Sätze der letzten chaotischen Monate, wo man dem beargwöhnten griechischen Ministerpräsidenten zustimmen kann. Die Griechen also haben Europa ihren Willen kundgetan: Sie wollen anders sein. Andere Regeln als der Rest der Eurozone bekommen. Europäisch sein, wenn es sich lohnt; stolz, würdevoll und egoistisch, wenn es daran geht, den eigenen Stall auszumisten.

Immerhin: Jetzt sind die Fronten klar. Fronten? Zweifelsohne. Griechenland hat sich entschieden, eine eigenen Weg zu gehen. Einen mit offenen Händen und leeren Taschen. Ein Land stellt sich außerhalb einer Gemeinschaft, die eben nicht nur ins Bodenlose zahlt und ansonsten schweigt, sondern – viel, viel zu spät, unbestritten – auf den von allen unterzeichneten Vertrag zu pochen, wenn es darum geht, Reformwillen und Sparanstrengungen zur Basis einer solidarischen Zusammenarbeit zu machen.

Die Griechen haben mit überraschend deutlicher Mehrheit entschieden: Wir machen da nicht mehr mit. Akropolis adieu! Wer weiter behauptet, das Land könne trotzdem in der Eurozone gehalten werden, tut so, als könne ein Ruderachter gegen eine Fußballelf antreten. Nach dem Motto: Jedes Spiel braucht zwar Regeln, aber jedes Team macht seine eigenen.

Wie soll das an diesem Montag weitergehen? Wie sollen sich die vorgeführten Finanzminister der Eurogruppe mit einem von allen guten Geistern verlassenen Hasardeur wie Gianis Varoufakis an einen Tisch setzen, der ihnen frech ins Gesicht zischt, was er von ihnen hält: alles Terroristen. Was ist davon zu halten, wenn die schmutzigen Sieger in Athen verlautbaren, nach dem Nein der Griechen nun in kürzester Frist zu einer heroischen Einigung mit Brüssel kommen zu können? Ohne Verhandlungsgrundlagen, ohne Einsicht, ohne Einlenken?

Auf Europa warten schwere Tage. Und harte Entscheidungen. Die Hilfs-Milliarden für Griechenland sind verfallen. Und frisches Geld in ein Land zu pumpen, das sich entschieden hat, die Bedingungen dafür selbst zu bestimmen – wer kann das hinnehmen wollen? Und so wird man, vom klaren Nein der Griechen gestützt, in Brüssel und den anderen Euro-Hauptstädten kühl darüber diskutieren müssen, ob man ein Land – auch wenn es sich bereitwillig von seiner Regierung hat belügen lassen – wirklich um jeden Preis in der Währungsunion halten soll, dessen Bürger ihrer radikallinken Führungsclique einen Persilschein zum Scheitern ausgestellt haben. Ein Volk, dessen Entscheidung fatal an ein altes wahres Sprichwort erinnert: Dummheit und Stolz wachsen auf einem Holz.

Tsipras und die Seinen haben mit ihrem Sieg nichts erreicht. Erst recht nicht für ihre Landsleute. Die Finanzminister der Euro-Zone haben für den heutigen Montag kein Notfall-Treffen angesetzt. Man wisse nicht, was es nach dem griechischen Nein zu besprechen gebe, lassen sie am Abend verlautbaren. Eine schnelle Einigung ist nicht in Sicht. Weil man auch in Brüssel nicht die Absicht hat, den Willen des Volkes zu ignorieren.