Der Bundespräsident bei seiner Weihnachtsansprache Foto: Getty Images Europe

Der Bundespräsident lobt in seiner Weihnachtsansprache den Einsatz für Flüchtlinge. Aber nicht immer ist der Mensch edel, hilfreich und gut, findet Wolfgang Molitor.

Zuerst Goethe. Edel sei der Mensch, hilfreich und gut. Denn das allein unterscheidet ihn von allen Wesen, die wir kennen. Dann Gauck. Engagiert sei der Bürger, wenn Mitmenschen Hilfe brauchen, indem er Bedrohten Frieden und Verfolgten Schutz bietet. Ob Dichterfürst oder Bundespräsident: Das ist sie, die Botschaft des Abendlands. Eine frohe Botschaft.

Die Wirklichkeit, natürlich ist sie nicht immer und überall so. Wer wüsste das nicht? Was, wenn Hilfsbereitschaft ausgenutzt wird? Wenn Ängste nicht mit frommen Worten weggewischt werden können? Wenn billige Antworten auf schwierige Fragen kurzzeitig aufhorchen lassen? Wenn es, betroffen, schwerfällt, täglich Achtung voreinander zu haben? Und wenn das tägliche Wegschauen manchmal bequemer ist als das tägliche Achtgeben?

Der Bundespräsident appelliert an das Gute im Bürger und ruft dazu auf, unseren Werten, Kräften und der Demokratie zu vertrauen. Wie gehabt. Es ist Teil jener weihnachtlichen Selbstvergewisserung, wenn der Alltag rauer, die Ängste realer und die Stimmung labiler ist als gewohnt. Auch deshalb lobt Gauck die Bereitschaft der Deutschen, Menschen in Not aufzunehmen. „Fürchtet euch nicht!“ ruft er ermunternd zu– den Flüchtlingen wie auch jenen, die ihre Türen öffnen. Nicht ohne Skepsis, aber hilfreich und gut.