Gasflamme auf Herd Foto: dpa

Die Verbraucher sollten den Energieversorgern nicht alles durchgehen lassen, meint Wirtschaftsredakteur Walther Rosenberger. Wenn die Firmen Preissenkungen nicht an die Kunden weitergeben, müssen diese ihren Anbieter wechseln.

Stuttgart - Sinkende Energiepreise – ein Konjunkturprogramm für die deutsche Wirtschaft und eine willkommene Entlastung für die Geldbeutel der Verbraucher? Die These, die gerne angeführt wird, um die Feierlaune, in der Deutschland derzeit schwelgt, zu unterstreichen, taugt bei genauem Hinsehen nur sehr eingeschränkt.

Richtig ist, dass sich im globalen und nationalen Energiegeschäft die Karten gerade neu mischen. Saudi-Arabien überschwemmt die Welt mit Öl. Dank Fracking steigen die USA gerade zum größten Gasproduzenten der Welt auf, und in Deutschland boomen erneuerbare Energien derart, dass das Land in Ökostrom ertrinkt. Das alles müsste eigentlich ein Segen für die Verbraucher sein. Getreu der Regel „Hohes Angebot, tiefer Preis“ müssten die Tarife für Energie auf breiter Front sinken. Und tatsächlich ist beispielsweise Autofahren so günstig wie seit einem halben Jahrzehnt nicht mehr. Billigsprit sei Dank!

Anders sieht es dagegen bei Strom und Gas aus. Zwar hat eine Mehrheit der Stromanbieter fürs neue Jahr Tarifsenkungen angekündigt – die Abschläge bleiben aber nach Expertenmeinung hinter dem Möglichen – und dem Gebotenen – zurück. Drastischer noch stellt sich die Lage bei Gas dar. Nur eine kleine Minderheit der Versorger hat hier die Tarife gesenkt, obwohl sich die Energielieferanten so billig einkaufen können wie lange nicht mehr.

Rund 1,6 Milliarden Euro netto hat die Energiewirtschaft so allein 2014 in ihren Kassen gebunkert – und klammheimlich nicht an ihre Kunden weitergegeben. Ein toller Trick, der aber nur Erfolg hat, wenn die Gekniffenen mitspielen. Diese sollten nun die Regeln des Spiels ändern – und sich schnell einen günstigeren neuen Anbieter suchen.