Das Freiwillige Soziale Jahr ist eine sinnvolle Sache – dem sollte auch das Land Rechnung tragen Foto: dpa

Das Freiwillige Soziale Jahr ist eine sinnvolle Sache – dem sollte auch das Land Rechnung tragen, meint unser Kommentator Nils Mayer.

Die Zahl der jungen Menschen, die ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) in Baden-Württemberg absolvieren, wächst seit Jahren. 2015 ist sie so hoch gewesen wie noch nie zuvor. Das ist auf den ersten Blick absolut erfreulich – für alle Beteiligten. Die Freiwilligen sammeln wertvolle Erfahrungen. Die sozialen Einrichtungen haben motivierte Helfer für diverse Aufgaben. Und die hilfsbedürftigen Menschen schätzen deren Engagement und Zuneigung. Doch woher rührt es, dass sich immer mehr Heranwachsende für ein FSJ entscheiden?

Der rasante Anstieg in den vergangenen Jahren basiert vor allem auf der Fehlentscheidung, die Wehrpflicht – und damit auch den Zivildienst – abzuschaffen. Viele, die sich ein Engagement als Zivi hätten vorstellen können, haben sich danach einfach aus den FSJ-Angeboten bedient. Hinzu kommt aber auch das Ergebnis einer nicht unumstrittenen Bildungspolitik im Südwesten. Das achtjährige Gymnasium lässt deutlich mehr unreife und planlose Abiturienten zurück als sein neunjähriger Vorgänger. Das FSJ gibt gerade jenen jungen Menschen Zeit und Gelegenheit, sich zu orientieren, um nicht unter Druck in irgendein Studium stolpern zu müssen. Das ist gut so.

Nicht zuletzt hat sich eine Art Schneeballeffekt entwickelt. Viele Absolventen empfehlen ihren jüngeren Freunden und Bekannten den Einsatz für das Gemeinwohl weiter. Neben der alltäglichen Arbeit sind es vor allem die Seminare, die bei den FSJ-Teilnehmern gut ankommen. Dort reflektieren sie, was sie tun, tauschen sich gegenseitig aus und lernen neue Dinge. Das dient der Persönlichkeitsentwicklung. All das zeigt: Das FSJ ist eine sinnvolle Sache. Dem sollte nun nur auch das Land Rechnung tragen – und seine Zuschüsse an die Träger anpassen.

n.mayer@stn.zgs.de