Bobpilot Manuel Machata posiert vor dem Schloss Solitude Foto: Pressefoto Baumann

Wenn Promis sich für Pressebilder vor dem herzoglichen Lustschloss ablichten lassen, ist dies Werbung für die Solitude, die auf mehr Besucher dringend angewiesen ist. Dieser Meinung ist unser Gesellschaftsreporter Uwe Bogen.

Stuttgart - Kein Selfie mehr vor dem Eiffelturm? Kürzlich ging diese Schreckensnachricht um die Welt. Im Europäischen Parlament gab es Bestrebungen, das Urheberrecht auszudehnen. Wer sich vor eine Sehenswürdigkeit stellt und sich damit mit dem Handy fotografiert, hätte zahlen müssen – denn er könnte dieses Bild bei Facebook posten. Im sozialen Netzwerk ist Werbung geschaltet, weshalb selbst touristische Aufnahmen unter der Kategorie „kommerziell“ laufen sollten. Zum Glück ist aus diesen Plänen nichts geworden. Die Mehrheit der europäischen Parlamentarier verhinderte dies und setzte die privaten Rechte über das Streben der öffentlichen Hand, mit dem Erbe unserer Vorfahren Kasse zu machen.

Und doch wird bereits jetzt mit der Historie Geld eingetrieben. Was viele nicht wissen: Staatliche Schlösser mögen dem Volk gehören, aber der Staat verlangt Gebühren, wenn das Volk zum Wohle der Wirtschaft Fotos davon macht. Nicht überall wird diese Rechtslage so rigoros durchgesetzt wie auf den Höhen über Weilimdorf. Manchmal ist es besser, ein Auge zuzudrücken. Wenn Promis sich für Pressebilder vor dem herzoglichen Lustschloss ablichten lassen, ist dies Werbung für die Solitude, die auf mehr Besucher dringend angewiesen ist. Es geht hier wohlgemerkt nicht um Geschäftemacher, die sich mit Schlossfotos im großen Stil bereichern wollen.

Was die Schlossverwalter vollführen, schadet der eigenen Sache. Bildjournalisten und Promis meiden bereits diesen idyllischen Ort. Dabei wäre es besser, gemeinsam dafür zu sorgen, dass mehr Touristenbusse die Solitude ansteuern. Keiner will dorthin, wo es Ärger gibt. Daher sollte gelten, was beim Fotografieren immer gilt: Bitte recht freundlich!