Syrische Flüchtlinge in Deutschland Foto: dpa-Zentralbild

Das humanitäre Aufnahmeprogramm des Landes Baden-Württemberg hat auch seine negativen Seiten. Denn manche Familie, die in ihren eigenen Wänden den Verwandten aus Syrien Unterschlupf gewährt, ist mit dieser Situation völlig überfordert. Die Politik ist gefordert.

Stuttgart - Ein humanitäres Aufnahmeprogramm, wie es offiziell so schön heißt, ist eine feine Sache. Auf diesem Wege können syrische Flüchtlinge, die in Deutschland bereits Familie haben, auf relativ unkomplizierte Art der täglichen Hölle in ihrer Heimat entkommen.

Auch das Land Baden-Württemberg hat zwei Kontingente für insgesamt 1000 Menschen zur Verfügung gestellt. Eine Aufenthaltserlaubnis für zwei Jahre ist im Paket enthalten. Und ein Verzicht der Politik auf jede Verantwortung. Keine Leistungen vom Staat. Das lässt man sich von den hier lebenden Familien schwarz auf weiß geben.

Die Idee, mit den Sonderkontingenten weder Steuerzahler noch Krankenkassen zu belasten, ist nachvollziehbar – aber nicht zu Ende gedacht. Die syrischen Familien in Deutschland würden alles unterschreiben, damit ihre Verwandten eine Chance bekommen, Krieg und Zerstörung in Richtung Europa hinter sich zu lassen. Und wenn die liebe Familie dann für Monate unter einem Dach haust, ist sie schnell überfordert.

Wohnungen oder Arbeit für die Neuankömmlinge zu finden ist schier aussichtslos – ohne Deutschkenntnisse und Arbeit keine Wohnung, ohne Wohnung und Deutschkenntnisse keine Arbeit. Doch auf Integrations- oder Sprachkurse haben die Syrer ebenfalls keinen Anspruch.

Wenn die Not groß ist, darf die Politik die Kontingentflüchtlinge und ihre überlasteten Verwandten nicht allein lassen. Sonst ist das Aufnahmeprogramm alles, nur eines nicht: humanitär.