Flüchtlinge beziehen das Not-Zeltlager in Neuenstadt am Kocher Foto: dpa

Die Zahl der Flüchtlinge steigt stark an und wird immer schwieriger zu bewältigen. Deswegen ist es wichtig, dass die Politik und die Behörden klarer und schneller unterscheiden, wer zuhause um sein Leben fürchten musste und wer nicht.

Stuttgart - Es gibt Rekorde, die man lieber nicht erzielen würde. Einen „Allzeitrekord“ hat Deutschland im Juli erzielt, berichtet Manfred Schmidt, Chef des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge. So viele Asylanträge wie noch nie gingen in dem Monat bei deutschen Behörden ein. Dabei kann ein Land wie Deutschland nicht einfach wie Ungarn Zäune errichten und tun, als ginge der Rest der Welt das Land nichts an. Es kann aber auch nicht so tun, als seien die Aufnahmemöglichkeiten unbegrenzt.

40 000 der Asylbewerber, deren Antrag gegenwärtig läuft, kommen aus Syrien; 90 000 aus Balkanländern. In Syrien aber herrscht Krieg – hier sind die EU und damit auch Deutschland gefordert, humanitäre Hilfe zu leisten. Dies gelingt umso besser, je klarer und schneller zwischen Flüchtlingen unterschieden wird, die vor unmittelbarer Bedrohung fliehen, und denen, bei denen dies nicht der Fall ist.

Es sind viele Schrauben, an denen kräftig gedreht werden muss, und die meisten sind schwergängig. Dazu gehört die Bekämpfung von Schlepperbanden ebenso wie die Beschleunigung der Asylverfahren. Nicht zuletzt ist auch die Wirtschaft gefragt, die gerne eine Willkommenskultur ausruft, die sie bisher aber wenig kostet.

So richtig es ist, dass Wirtschaftsverbände auf den Bedarf an Flüchtlingen als Fachkräfte hinweisen und Firmen wie Porsche Fremdenfeindlichkeit mit Kündigungen ahnden – noch glaubwürdiger wäre es, würden sich Firmen selbst stärker in die Pflicht nehmen. So wären Programme und Patenschaften für die Integration von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt ein klares Signal dafür, dass Firmen nicht nur fordern, sondern auch selbst dazu beitragen, mit dem Zustrom klarzukommen.