Strommast im Abendhimmel – für die Energiebranche trüben sich die Aussichten ein Foto: dpa

Die Energiewende hat die Stromkonzerne voll erwischt. Nach RWE wird nun wohl auch EnBW wegen schlecht laufender Kraftwerksgeschäfte rote Zahlen ausweisen. Die Lage ist zum Großteil selbst verschuldet, kommentiert Walther Rosenberger

Stuttgart - In der Vergangenheit ist am Projekt Energiewende viel herumgemäkelt worden: zu teuer, zu ineffizient, stümperhaft geplant. In einem zentralen Punkt funktioniert sie aber wie geschmiert: Strom aus fossilen Großkraftwerken wird von grünem Ökostrom verdrängt. An manchen Tagen im Jahr speisen die Biokraftwerke schon mehr Strom ins deutsche Netz ein als alle Kohle-, Kern- und Gaskraftwerke zusammen. Das bringt vor allem die großen Energieversorger unter Druck, die diese Anlagen betreiben.

Allem Wehklagen zum Trotz – diese Entwicklung war abzusehen. Und es gab einen gehörigen Vorlauf. Das Erneuerbare-Energien-Gesetz als Treiber der Ökowende wurde immerhin schon im Jahr 2000 verabschiedet – also vor 14 Jahren. Das ist genügend Zeit, um sich auf die Umwälzungen einzustimmen.

Dass die Branche jetzt unter den Folgen ächzt, hat sie sich zum Gutteil selbst zuzuschreiben. Zu lang hat sie die Ziele der Politik im Energiebereich nicht ernstgenommen. Im Fall der EnBW entbehrt die Entwicklung aber nicht einer gewissen Tragik. Der neue Firmen-Chef, Frank Mastiaux, nimmt die Energiewende ernst und baut den Konzern entsprechend um. Was in der Vergangenheit versäumt wurde, bleibt nun aber an ihm hängen.