Die Suche nach einem Endlager für Atommüll ist eine heikle Angelegenheit. Der Zweckverband OEW, der neben dem Land an der EnBW beteiligt ist, glaubt nicht an eine Lösung in Deutschland. Der Vorschlag, den Atommüll im Ausland zu entsorgen, ist aber schäbig, kommentiert Steffen Rometsch.
Der Gedanke ist verlockend: Wir packen das, was uns schon seit Jahrzehnten stört, einfach in große Fässer oder Castoren und karren es ins Ausland – Hauptsache, weit weg. In 31 Ländern der Welt werden 437 Atom-Reaktoren betrieben, rechnet Heinz Seiffert vor, da werde sich doch irgendein Land finden, das unseren strahlenden Müll gegen einen finanziellen Obolus bei sich entsorgt.
Verantwortungsvolles politisches Handeln und Wirtschaften sieht anders aus – beides aber sollte für Seiffert in seiner Doppelfunktion als Landrat des Alb-Donau-Kreises und als Chef der Oberschwäbischen Elektrizitätswerke Leitlinie sein.
Die Entsorgung des Atommülls ist ein dunkles Kapitel, da hat der EnBW-Aufsichtsrat recht. Ebenso fortschrittsgläubig wie blind stürzte sich Deutschland in den 1960er Jahren in die Nutzung der Atomkraft, ohne sichere Endlager zu haben. Dennoch ist es müßig, sich darüber aufzuregen, dass man im Jahr 2015 wieder mit der Suche bei null anfangen muss – fast 53 Jahre nachdem das erste Kernkraftwerk ans Netz gegangen ist und erstmals Atommüll anfiel.
Doch die Gewinne einstreichen und den Müll anderen vor die Füße kippen – das ist schlicht eine Sauerei. Es wird die Energiekonzerne wie die EnBW gar nicht so lange geben wie ihr strahlendes Erbe, das sie hinterlassen. Die Verantwortung einfach ins Ausland zu verschieben ist schäbig.
Mit seiner Bereitschaft, auch Baden-Württemberg für ein mögliches Endlager erkunden zu lassen, hat Ministerpräsident Winfried Kretschmann den Weg für eine neue, seriöse bundesweite Suche erst geebnet. Natürlich wird niemals ein Politiker oder Bürger jubeln, wenn ein Endlager bei ihm um die Ecke eingerichtet wird. Aber gerade beim Atommüll gilt das Verursacherprinzip – er ist in dem Land zu lagern, in dem er entstanden ist.