Im Amt: der neue Chef der Regierungspartei LREM, Christophe Castaner. Foto: dpa

Tritt er in die Fußstapfen seiner ungeliebten Vorgänger? Mit seiner Personalpolitik erregt Frankreichs Präsident Emmanuel Macron Unmut. Das sollte ihm Warnung sein, meint Stefan Brändle.

Paris - Sehr demokratisch ist es nicht, was Emmanuel Macron am ersten Parteitag seiner Bewegung La République en Marche (LREM) inszeniert hat. Selbst nicht in Lyon präsent, setzte er die Parteispitze wie ein Marionettenspieler ein. Die Abstimmung fand hinter verschlossenen Türen statt – und dies ohne Gegenkandidaten zu seinem Sekundanten Christophe Castaner.

Die Kritik an diesen Politpraktiken hält sich in und außerhalb der Partei in Grenzen. Man ist sich in Frankreich solcherlei gewohnt: Schon Charles de Gaulle, François Mitterrand oder Jacques Chirac benutzten ihre Parteien als persönliche Wahlmaschinen. Laut einer wenig beachteten Umfrage vor zwei Jahren – also noch vor der Macron-Ära – gaben in einer Umfrage 67 Prozent der Citoyens an, sie wünschten eine Regierung „nicht gewählter Experten“; 40 Prozent wünschten gar eine „autoritäre“ Staatsspitze, was immer man darunter verstehen mag.

Macron bietet beides: Er umgibt sich mit Spitzenfunktionären der Eliteverwaltungsschule ENA, und er fühlt sich als geborener Lenker der Nation. Ein anderes, sehr französisches Prinzip sollte er aber nie vergessen: Gerade die mächtigsten Herrscher macht das Land der großen Revolution dann gerne um jenen Kopf kürzer, in den ihnen die Allmacht gestiegen ist.