Allen wäre geholfen, wenn Kinder wieder vermehrt zu Fuß zur Schule gehen würden. Damit das sicher vonstattengeht, gibt es zum Beispiel das Schulwegtraining der Polizei. Foto: Michael Steinert

Warum bringen so viele Eltern ihre Kinder mit dem Auto zur Schule? Unser Autor Cedric Rehman hat dafür wenig Verständnis. Zumal Eltern andere Kinder damit gefährden. Ein Kommentar zu dem Problem mit den Elterntaxis.

Eltern haben es heute schwer. In der Regel müssen beide arbeiten, denn ein Einkommen reicht selten aus, um über die Runden zu kommen. Kein Wunder also, dass Zeit für sie oft buchstäblich Geld ist. Gerade berufstätige Mütter sind zu bewundern, wie sie heute, neudeutsch, ihre knappe Zeit managen. Denn sie sind es, die – Väterzeiten hin oder her – immer noch stärker in der Pflicht stehen, wenn es um den Nachwuchs geht.

Misstrauisch beäugt von den Birkenstockträgern

Doch Eltern machen es sich auch schwer. Vielleicht sind die Zeiten schon zu lange her, in denen es als ganz normal galt, Kindern morgens das Vesperbrot in die Hand zu drücken und darauf zu vertrauen, dass sie sich allein und zu Fuß auf den Weg in den Schulunterricht machen. Schon in den 80er-Jahren, als viele aus der heutigen Elterngeneration aufwuchsen, bürgerten sich die Elterntaxis ein. Sie wurden damals misstrauisch beäugt von den Birkenstockträgern aus der Umweltbewegung. Die waren nicht selten in pädagogischen Berufen zu finden und richteten dann mahnende Wort an die Eltern.

Heute muss sich niemand mehr rechtfertigen, wenn er sein Kind lieber in der Familienkutsche transportiert, als es zu Fuß zur Schule zu schicken. Mit Bequemlichkeit habe das ja nichts zu tun, sondern mit Verantwortung. Die Raser auf der Straße seien schließlich Realität, heißt es oft. Seltsam mutet es da an, dass viele Eltern sich dann selbst wie Rowdys verhalten, sobald sie sich mit ihrem Auto der Schule ihrer Kinder nähern. In Gedanken vielleicht schon beim Job, die Angst vor zu spätem Erscheinen am Arbeitsplatz im Nacken, gefährden manche dabei sogar die Sicherheit anderer Kinder. Sie müssen oft auf die Straße ausweichen, wo Gefahr lauert, weil der Gehweg mit den Elterntaxis belegt ist.

Nachdenken über den Widersinn

Das Wohl des eigenen Kindes geht im Zweifel eben für viele vor. Ein Nachdenken über diesen Widersinn zu erreichen, scheint ein schwieriges Unterfangen zu sein. Doch Eltern, die das Beste für ihre Kinder wollen, sollten sich doch fragen, was den Kindern wirklich gut tut. Wer Zweifel hat wegen der Sicherheit auf dem Schulweg, kann gemeinsam mit Elternbeiräten und Lehrern viel erreichen. Etwa dass eine Begleitung durch Ehrenamtliche für die Kinder auf der Straße organisiert wird, wie bereits an vielen Schulen erprobt. Ansonsten heißt es, auch mal die eigenen Ängste zu hinterfragen. Eine überfürsorgliche Erziehung birgt auch Gefahr, da sind sich die Pädagogen einig. Sie dürfte in vielen Fällen größer sein als die Risiken, die vermeintlich auf dem Weg von der Haustür zur Schule lauern.