Verdienen Frauen für gleiche Arbeit so viel wie männliche Kollegen? Foto: dpa

Ja, Frauen verdienen im Schnitt 22 Prozent weniger als Männer. Das ist nicht schön, hat aber ziemlich wenig mit Diskriminierung zu tun, meint unser Berliner Korrespondent Norbert Wallet.

Stuttgart - Politik ist auch ein Kampf um handliche Parolen. Die berühmte angebliche Lohnlücke von 22 Prozent in der Bezahlung von Männern und Frauen ist eine solche rhetorische Allzweckwaffe. Man sagt Lohnlücke, suggeriert Diskriminierung – und schon liegt die Notwendigkeit eines Gesetzes gegen die Benachteiligung von Frauen auf der Hand. So einfach ist die Sache – und so falsch.

Das ist vermintes Gelände, deshalb mal ganz langsam und ohne Polemik: Ja, Frauen verdienen im Schnitt 22 Prozent weniger als Männer. Das ist nicht schön, hat aber ziemlich wenig mit Diskriminierung zu tun. Frauen wählen überdurchschnittlich oft Berufe in schlechter bezahlten Branchen und unterbrechen ihr Berufsleben öfter. Das sind die Hauptgründe für die Lohnlücke. Über beides muss man reden. Aber das alles hat nichts mit Diskriminierung durch Arbeitgeber zu tun, die Frauen wegen ihres Geschlechtes unfair behandelten. Das weiß auch Ministerin Schwesig. Deshalb ist es unredlich, wenn sie bei ihrem Kampf um ein Entgeltgleichheitsgesetz gegen besseres Wissen die Diskriminierungskeule schwingt.

Das Gesetz würde ins Leere laufen. Für gleiche Arbeit wird sehr weitgehend dasselbe Gehalt gezahlt. Es mag sein, dass in sehr gut bezahlten Segmenten Männer besser abschneiden, weil sie härter um Lohnerhöhungen verhandeln. Wer die Lohnlücke wirklich bekämpfen will, muss dagegen an strukturellen Schwierigkeiten ansetzen, die Frauen (und Männern) das Leben schwer machen. Dazu gehört zuallererst das Herstellen von Bedingungen, die Beruf und Familie kompatibel machen. Denn die Babypausen sind für Frauen die eigentlichen Karrierebremsen, und ihre Rückkehr in den Beruf endet oft, freiwillig oder nicht, in Teilzeitjobs. Also weg mit der Kampfrhetorik.