Ein Arbeiter begutachtet in China die Langversion der C-Klasse Foto: Daimler

Der geplante Einstieg des chinesischen Unternehmens Baic bei Daimler mag auf den ersten Blick verstörend wirken, macht aber für beide Seiten Sinn, meint unser Kommentator Klaus Köster.

Stuttgart - Während sich in China die Börsen selbst zerlegen und beinahe täglich abstürzen, kommt aus dem Land die Nachricht, dass ein großes Autounternehmen beim Stuttgarter Autohersteller Daimler einsteigen will. Man wolle einer der größten Anteilseigner werden, erklärt das Unternehmen Baic, das mit Daimler seit zehn Jahren Autos in China baut und seinerseits Daimler zu seinen Großaktionären zählt. Es scheint, als würde Daimler ein Stück weit zu einem chinesischen Unternehmen.

Doch dieser Eindruck trügt – denn China wird für Daimler nicht erst durch diese Überkreuzbeteiligung zum entscheidenden Markt. Mit Hubertus Troska hat der Konzern ein eigenes Vorstandsmitglied, das sich ganz darauf konzentriert, die Marktposition in China zu verbessern – mit dem Erfolg, dass der Konzern in dem Land trotz der wirtschaftlichem Probleme noch wächst. Dass das ebenfalls börsennotierte Unternehmen Baic in dieser Phase eine Aufstockung seiner Anteile plant, zeugt zum einen vom großen Vertrauen in den Kooperationspartner – und zum anderen von dem Anspruch, beim gemeinsamen Engagement verstärkt mitzureden.

Für den Stuttgarter Konzern ist das Engagement der Chinesen unter dem Strich vorteilhaft. Zum einen unterlegt es die langjährige, inzwischen erfolgreiche Zusammenarbeit; zum anderen bekommt der Konzern dadurch einen weiteren Investor mit langfristigem Interesse. Anders als BMW und Volkswagen hat Daimler keinen Mehrheitsaktionär – und ist dadurch anfällig für Spekulationen über feindliche Übernahmen. Das ist gerade in einer Branche, in der langfristig geplant werden muss, eher abträglich. Das geplante Engagement der Chinesen stabilisiert somit nicht nur Daimlers Position in China, sondern auch den Konzern selbst.